Kalender

Zeit verrinnt unwiderruflich. In der Kindheit und Jugend hatte man noch viel Zeit. Manchmal plagte uns die „Langeweile“. Der Grund: Die Zeit war kein Kriterium, man konnte die Uhr noch nicht lesen. Doch je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Kein Wunder, der Rest des Lebens wird ja immer kürzer und damit kostbarer.

Der gute alte Abreißkalender kann dabei helfen, den Zeitverbrauch zu sehen. Was mir an dieser Art des Kalenders gefällt, ist die Tatsache, dass man JEDEN Tag ein Blatt abreißen muss, so wie das meine Großeltern auch schon taten.

Ich glaube, das vermittelt einem ein ganz anderes Zeitgefühl als der Monatskalender oder die „Dreifaltigkeit“, die an den Wänden der meisten Büros hängt.

Doch moderne Zeitplansysteme haben einerseits keine Zeit für den einzelnen Tag (wir leben mit Blick auf den kommenden Monat) und andererseits ist das ist zu undifferenziert, d.h. der Tag wird in Stunden segmentiert und verplant.

Jeden Tag einmal abreißen, ist etwas anderes als den roten Reiter einen Tag weiterzuschieben. Der Tag ist weg! Vorbei! Aus den Augen, aus dem Sinn! Vergangenheit. Ab in den Papierkorb! Mal sehen, was der neue Tag bringt.

Aha, eine Tageslosung: „Die Vernunft formt den Menschen, das Gefühl leitet ihn.“ (Rousseau). Ja, der Mann hat(te) unzweifelhaft Recht!

Es gibt verschiede Abreißkalender. Auch einen Mondkalender. Die Bauern richten sich (teilweise) ja auch heute noch nach ihm: Aussaat, Beschnitt, Ernte usw. Nur Einfluss auf den Schlaf soll er ja nicht haben, sagen die Forscher. Meine Frau und ich können Ihnen da was anderes erzählen. Aber was gilt unsere Erfahrung schon gegen die Wissenschaft?

Und hier ist auch der Zusammenhang mit der Wissenschaft. Objektiv können wir heute vieles mehr und vieles besser erklären. Aber gefällt uns das?

Subjektiv gefiel es mir bei meinen Großeltern hinterm Kachelofen besser als in unserem zentralbeheizten Haus.

Objektiv geht mein Funkwecker nur 1 Sekunde in Millionen Jahren nach. Subjektiv gefällt mir der Regulator meiner Großeltern in unserem Wohnzimmer besser. Sie sehen schon, worauf es hinausläuft.

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