Recht auf Faulheit

Am heutigen arbeitsfreien Sonntag wollen wir einmal einen Toast auf das Recht auf Faulheit ausbringen. Denn der Mensch ist nicht nur kreativ und strebsam, er ist auch faul – und zwar von Natur aus.

Nach Phasen der Anspannung braucht es im natürlichen Rhythmus auch immer Phasen der Entspannung.

Deutsche Kanzler stellen oftmals Gegensätzliches fest. Der eine sprach einst vom „Freizeitpark Deutschland“ der andere behauptete „Es gibt kein Recht auf Faulheit“. Dabei garantiert das Grundgesetz jedem, dass er nicht zur Arbeit gezwungen werden kann. Dazu reicht allein schon „der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse“, wie Marx / Engels einst richtig formulierten.

Doch ist es nicht von der Hand zu weisen ist die Tatsache, dass die meisten Erfindungen aus Faulheit (sprich Bequemlichkeit) gemacht wurden. Man erfand das Fahrrad, weil man zum Laufen zu faul war, das Auto, weil es wiederum bequemer war als das Fahrrad, den Computer für die Schreibmaschine, die Waschmaschine für den Zuber usw.

Auch namhafte deutsche Dichterfürsten besangen die Faulheit: „Faulheit, jetzo will ich Dir auch ein Loblied bringen. O, wie sauer ist es mir, Dich nach Würden zu besingen! Doch ich will mein Bestes tun, nach der Arbeit ist gut ruhn.“ (Lessing)

Dabei bedeutet Faulheit nicht Nichtstun. Faulheit bedeutet auch Spiel, Kreativität, Liebe, Träumen, Meditation. Die „Vita activa“ (Arbeit) hat als Gegensatz Vita comtemplativa (Besinnung). Auch die alten Römer unterschieden zwischen „otium“ (Muße) und „negotium“ (Handel). Oder kirchlich: „Ora et labora“.

Sogar in der einfachen monotonen Arbeit kann man abschalten. Mahatma Gandhi setzte sich angeblich immer mal wieder ans Spinnrad. Dort konnte er abschalten und zufrieden das Ergebnis seiner Arbeit ansehen. Niklas Luhmann benannte solches Tun als „Reduktion von Komplexität“.

Also, heute sind wir mal schön faul – und in Gesellschaft solch großer Geister sogar mit gutem Gewissen!

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