Recht und Unrecht

Eine zivilisierte Gesellschaft ohne Rechtswesen ist keine.

Zusammenleben braucht immer Regeln. Mit der Einhaltung bzw. Nichtbefolgung von Regeln ergibt sich automatisch „richtiges“ und „falsches“ Verhalten. Abweichendes Verhalten wird negativ sanktioniert. Positives möglicherweise und manchmal belohnt. Wer sich an die Regeln hält, hat mithin „Recht“, wer dagegen verstößt, hat „Unrecht“.

Bereits das Alte Testament macht klar, wer Recht hat bzw. wer über „richtig“ und „falsch“ entscheidet – und was passiert, wenn man sich nicht an die vorgegebenen (Spiel-) Regeln hält. Auch historisch wird es sich faktisch alsbald erweisen, dass wer die Macht hat, auch das Recht hat.

Damit ist – abgesehen von der „göttlichen Komödie“ – klar, dass Recht und Unrecht von Menschen gemacht sind. Nicht nur weil Menschen irren können, wird im Laufe der Geschichte auch klar, dass Recht kein Fixum ist, sondern sich „richtig“ und „falsch“ im Laufe der Zeit wandeln können – bis hin zu ihrem genauen Gegenteil.

Die lateinische ACI-Konstruktion in einem Satz wie „Petrus se recte fecisse putat“ macht deutlich, dass man nur in dem Glauben handeln kann, richtig zu handeln. Doch Brecht hielt dem entgegen „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“

Wer älter wird als Brecht kommt ggf. zu anderen weisen Einsichten:

„Eine Entwicklung, die ich wirklich habe: Dass es nichts  Lächerlicheres gibt, als Recht zu haben. Und dass man sich auch nicht gerechtfertigt fühlen darf, bloß, weil man glaubt, Recht zu haben. Ich habe es auch zu beweisen versucht, dass das ein Bewusstseinszustand ist, den man selber als unangenehm empfinden lernt. Das heißt ja auch immer, dass ein anderer Unrecht hat.“ (Martin Walser)

unrechtiminternet

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Eine Antwort zu Recht und Unrecht

  1. Helmut Zott sagt:

    Erkenntnisfrage

    Ein Mensch versteht die Welt nicht mehr,
    wo nimmt er die Gewissheit her,
    dass das, was er für wahr erkennt
    und was man „gut“ und „böse“ nennt,
    für alle Menschen zweifelsfrei
    verbindlich und die Wahrheit sei.
    Hat denn der Mensch die Fähigkeit
    und ist sein Hirn dazu bereit,
    das absolute Sein zu fassen
    und Gottes Hilfe wegzulassen?

    Helmut Zott

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