Bewahren und schonen

Als ich neulich das Grillrost vom vorherigen Grillabend saubermachte, fiel mir die Bemerkung eines Freundes wieder ein:

„Ich habe dann den Grill erst einmal wieder richtig sauber gemacht (findet unsere Jugend natürlich völlig blödsinnig, beim nächsten Feuer ist alles wieder in Ordnung). Das sehe ich „natürlich“ anders: Das Ding hat Geld gekostet und wird gepflegt, auch wenn das eine gute Stunde Arbeit bedeutet.“

Die Kriegs- und Nachkriegsgeneration ist so groß geworden. Es mangelte an Vielem, deshalb musste man mit dem, was man hatte, schonend umgehen. Auch bei uns wurde vieles „geschont“  – das war tatsächlich der Ausdruck dafür, wenn man etwas nicht oder nur selten benutzte. Mancher hat ja in seinem Auto heute noch „Schonbezüge“. Und in einem niedersächsischen Bauernhaus gab es immer auch eine „gute Stube“, die nur an Sonn- und Feiertagen benutzt wurde. Sonst lebte man in der – meist großen und immer geheizten – (Wohn-) Küche.

Mein Großvater väterlicherseits, Jahrgang 1891, hatte mE keine Berufsausbildung. Neun Kinder auf dem Lande, da musste man zurechtkommen, mit zwölf wurde man Knecht beim Großbauern usw. Dann Kriegsverletzung an der französischen Front, rechter Arm zeitlebens etwas steif, aber „Heimatschuss“ im Jahre 1916 – welch Glück!

Man brachte seine verdienten und versehrten Soldaten damals dann „beim Reich“ unter, so kam er zur Bahn. Er war zeitlebens Streckenläufer – gewiss mit die unterste Besoldungsstufe. Aber sicherer Arbeitsplatz und geregelter Feierabend und dann Landwirtschaft nebenbei: Zwei Kühe, fünf Schweine, Hühner, Gemüse- und Obstgarten – Selbstversorger  (Aldi usw. gab es damals nicht). Gehungert haben wir nie.

Jeden krummen und rostigen Nagel hat Opa Heidtmann wieder gerade geklopft mit dem Hammer – ich habe in den vergangenen Wochen noch ein paar Kilo davon im „Schapp“ gefunden! Das prägte auch meinen Vater: Der hat vermutlich nie die Müllabfuhr benutzt, die erst in den 70er Jahren bei uns eingeführt wurde! Man war das so gewohnt: Kompostierbares kam auf den Misthaufen. Pappe und Papier brauchte man zum Anheizen des Küchenherds (der übrigens mit Torf betrieben wurde). Plastik als Verpackungsmaterial gab es nicht! Konservendosen verwendete man weiter (um zB krumme Nägel darin zu sammeln), aber viele gab es davon auch nicht, weil man ja selber „einweckte“ – ich habe noch einige Hundert Weckgläser auf dem Scheunenboden gefunden!

Später, mit Einzug der „Wohlstandsgesellschaft“ kamen „kaputte“ Geräte, Maschinen, alte Möbel einfach auf die „Hillen“ (Zwischenboden für Heu), auf den Scheunenboden oder in den alten Schweinstall. Da habe ich viele alte Wäscheschleudern, Kühlschränke, Bügeleisen usw. rausgezogen! Die zunehmende Papier- und Verpackungsflut wurde dann in Zeiten der Zentralheizung in einer alten Tonne im Garten verbrannt – in manchen Gegenden gibt es noch heute „Brenntage„.

Der Rest wurde hinten im Garten, der ohne zu tief lag und deshalb oft unter Wasser stand, mit Bauschutt, Gartenabfällen usw. verbuddelt, um nach und nach das Land etwas zu nivellieren. Die Konservendosen waren nach ein paar Jahren verrostet. Alte Flaschen und kaputtes Geschirr können die Archäologen da in 1000 Jahren noch wieder rausziehen.

So war das! Und von meinen Vorfahren habe ich dann das Eine oder Andere  übernommen: Nicht alles wird gleich weggeschmissen! Vielleicht kann man es noch reparieren? Was noch grundsätzlich intakt ist, das kommt in den bei uns in Deutschland gut organisierten Verwertungskreislauf, wird verschenkt, gespendet oder wird notfalls im „Voll“-Keller zwischengelagert!

Deshalb habe ich auch einiges aus meinem Elternhaus „gerettet“, was jetzt einen Kellerraum verstopft. Ob ich es jemals wieder gebrauchen werde? Wohl kaum. Ziselierte Weingläser gefällig? Ein altes Sofa? Den ersten Philips schwarz-weiß Fernseher?

Bei Lichte betrachtet, ist dies auch heute der einzig sinnvolle Umgang mit knappen Ressourcen. Doch die Wirtschaft will es leider – immer noch – anders. Zeit zum Umdenken!

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Eine Antwort zu Bewahren und schonen

  1. Jochen Voigt sagt:

    Lieber Karl-Heinz,
    da hast Du mir mal wieder aus der Seele gesprochen. Allerdings habe ich gerade damit begonnen, endlich mit dem ganzen Kram aufzuräumen. Gerade heute habe ich den Müllcontainer erstmal vollgestopft und Altmetall sortiert. Das wird alles auch zur Last! Und ich habe festgestellt: 1 m² Schuppen kostet 2 € Miete im Monat! Das sind ja auch noch Wahnsinnskosten.

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