„Nicht immer ist der Mensch nur heiter …

er kann auch krank sein undsoweiter.“ (Wilhelm Busch)

Man hört, ein ehemaliger Freund sei krank, schwer krank, er könne nicht mehr arbeiten.

Einst hatte man als Student fast alle Tage miteinander verbracht, so manches Mal auch die Ferien oder später Urlaube. Immer war er ein glänzender Unterhalter gewesen, die Damenwelt lag ihm zu Füßen, man hatte viel Gaudi miteinander.

Nach Familiengründung und Umzug aufs Land hatte man immer wieder versucht, Kontakt zu halten – mit mäßigem und nicht anhaltendem Erfolg. Den Einladungen zu Geburtstagsfeiern ist er gefolgt, doch blieben diese ebenso einseitig wie die Kontaktaufnahmen. Irgendwann erkennt man dann, dass die gemeinsame Zeit zu Ende ist und Freundschaft immer eines Bekenntnisses von zwei Seiten bedarf. Der letzte Kontakt ist viele Jahre her.

Man ist im Zweifel, wie nun sich verhalten? Hinzu kommt, dass gewiss nicht jeder Mensch mit seinem gesundheitlichen Zustand gut umgehen kann, darüber reden oder gar Gesellschaft möchte. Das ist unter allen Umständen zu respektieren!

Man lässt also zumindest Grüße ausrichten. Man möchte aber auch nicht kneifen oder feige sein: Es ist nicht auszuschließen, dass der frühere Freund sich vielleicht über ein Gespräch – und sei es nur am Telefon – oder einen schriftlichen Austausch freuen würde.

Man greift also zur Feder. Doch was soll man schreiben? Alles, was man weiß, stammt aus dritter Quelle. Doch man ahnt in Kenntnis des alten Freundes, dass dieser mit sich und seiner Situation hadert, vermutlich verbittert oder gar deprimiert ist. Das macht die Sache nicht leichter. Man schiebt auf.

Dann kommt der Moment, wo man glaubt, den richtigen Ton gefunden zu haben. Man blickt also zurück, wertschätzt was war, berichtet kurz von heute, wagt einen zaghaften und fragenden Blick auf das, was ihm wohl noch möglich sei. Fragt, ob er darüber reden möchte, überlässt die Entscheidung expressis verbis ihm – ihm, der einst so gerne das Lied vom guten Freund aus dem Film „Die Drei von der Tankstelle“ von den Comedian Harmonists aus dem Jahre 1930 anstimmte:

„Ein Freund, ein guter Freund,
das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.
Ein Freund bleibt immer Freund,
auch wenn auch die ganze Welt zusammen fällt.
Drum sei auch nie betrübt,
wenn dein Schatz dich auch nicht mehr liebt.
Ein Freund, ein guter Freund,
das ist der größte Schatz, den’s gibt.“

Und dann antwortet der Freund ebenfalls per Brief – berichtet kurz, hofft und hat sich offenbar über Kontaktaufnahme, Angebote und gute Wünsche gefreut. So soll es sein.

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