Geld arbeitet nicht

Seit einiger Zeit macht die „Deutsche Asset & Wealth Management (DWS)“ – ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank – mit einer Anzeigenkampagne für „Hochzinseinkommen“ auf sich aufmerksam, deren „Werbe-Claim“ lautet:

„Wenn mein Geld hart arbeitet, soll es auch gut verdienen.“

Das ist natürlich barer Unsinn!

Geld arbeitet nicht. Wenn aus Geld mehr Geld werden soll, muss – an gleich welchem Ort dieser Welt – ein „Mehrwert“ aus dem investierten Geld geschaffen werden, traditionell durch menschliche Arbeit.

Wenn Banken ihren Guthabeninhabern Zinsen gutschreiben, dann schreiben sie auf der anderen Seite ihren Kreditnehmern diese Zinsen plus Kosten plus Gewinn als Schulden zu. Um als Schuldner wiederum das Geld für die Zinszahlung zu erhalten, muss dieser  seinerseits den Inhabern von Guthaben reale Leistungen oder Güter anbieten und  erfolgreich zu einem Preis verkaufen, der natürlich – neben anderen fixen und variablen Kosten – auch die Zinskosten plus Gewinn berücksichtigt. Auf diese Weise wird übrigens der Zins zur treibenden inflationären Kraft im herrschenden Wirtschaftskreislauf.

Schon Karl Marx hat diesen Prozess einst so beschrieben:

„Geld – hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Wertsumme … – kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebenen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d. h. es befähigt den Kapitalisten, eine bestimmte Menge unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehen und sich anzueignen. Damit erhält es, außer dem Gebrauchswert, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Ge­brauchswert, nämlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Ei­genschaft als mögliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine ganz besondere Ware. Oder was auf dasselbe herauskommt, Ka­pital als Kapital wird zu Ware.“ (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 350f.)

Wenn in der Gegenwart auch durch „Luftnummern“ aus Geld mehr Geld entsteht, wenn faktisch kein klassischer „Mehrwert“ mehr produziert wird, dann muss am Ende dennoch irgendeiner für den so entstandenen „Gewinn“ gerade stehen – inzwischen zunehmend Staaten und damit die Steuererzahler, Stichwort „Bankenkrise“.

„Banken (…) haben keine Verpflichtung, das Gemeinwohl zu fördern.“ Alexander Dibelius, Vorsitzender von Goldmann Sachs Deutschland und finanzpolitischer Berater von Kanzlerin Merkel).

Der Einzige, der also hart arbeiten muss, ist der jeweilige Bürger eines Landes. Verdienen tut er damit in der Regel wenig – tendenziell immer weniger und in vielen Regionen dieser Welt viel zu wenig. Von der sinnvollen Formel „Wenn mein Mitarbeiter hart arbeitet, soll er auch gut verdienen“ entfernen wir uns hingegen immer weiter, wie nicht nur die jahrelange Debatte um Mindestlöhne zeigt.

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