Wer schon einmal in Fischerhude war, weiß, dass man dort wunderbare Spaziergänge unternehmen und hernach auch gut einkehren kann. Eines der schönsten Cafés des malerischen Ortes ist das „Café im Rilke-Haus“.
Als Tochter eines Bremer des Kaufmanns wuchs Clara Westhoff Ende des 19. Jahrhunderts in Oberneuland auf. Im Alter von nur siebzehn Jahren zog sie bereits nach Müchen und besuchte dort eine Malschule. Ein Jahr später nahm sie bei Fritz Mackensen in Worpswede Zeichen- und Modellierunterricht. Sie freundete sich mit Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker an und war häufig Gast auf Heinrich Vogelers Barkenhoff. Dort lernte sie auch den Dichter Rainer Maria Rilke kennen und heiratete diesen.
Bereits im Sommer 1902 gab Rilke die gemeinsame Wohnung in Westerwede auf und zog nach Paris. Die Ehe war offenbar zerbrochen, weil Rilke nicht für ein bürgerliches Familienleben geschaffen war, was immer das heißen mag. Überhaupt scheinen die Worpsweder Künstler alles andere als glückliche Menschen gewesen zu sein – das berühmte Bild Heinrich Vogelers „Sommerabend auf dem Barkenhoff“ illustriert dies nur zu deutlich – die befreundeten Künstler wirken wie erstarrt:
Die freundschaftliche Beziehung zwischen Rilke und Clara Westhoff blieb indes bestehen. Im Jahr 1919 siedelte Clara Westhoff mit ihrer Tochter Ruth nach Fischerhude über. „Das alte Rilke-Haus“, wie es von den Fischerhudern inzwischen genannt wird, bekam von Rainer Maria Rilke den Hausspruch:
„Da vieles fiel, fing Zuversicht mich an, die Zukunft gebe, dass ich darf, ich kann!“
Man spürt die Zerrüttung. Die neue Bleibe war Wohnhaus und Atelier zugleich, Clara Rilke-Westhoff bewohnte es als Malerin und Bildhauerin bis zu ihrem Tode im Jahre 1954. Auch die gemeinsame Tochter Ruth Rilke lebte hier und gründete das Rilke-Archiv, das sich noch bis Mitte der 70er Jahre in diesem Haus befand.
Seit dem Jahre 1995 befindet sich nun im Erdgeschoss des Hauses ein Café mit Sommergarten und Blick auf den Nordarm der Wümme. Die Räumlichkeiten des Hauses sind weitgehend unverändert. Holzfußböden, Kachelöfen und Kamin sind im Original erhalten, ebenso eine Büste von Clara Rilke-Westhoff, ein Wandfresko, einige Ölbilder und einer ihrer Arbeitstische. Im hellen Hauptraum des heutigen Cafés befand sich früher das Atelier. Die Möblierung des Cafés besteht aus alten Worpsweder Stühlen und Tischen.
Im Sommer wird auch auf den beiden Terrassen mit Blick auf Fluss und Wiesenlandschaft serviert. Der Kuchen ist selbstgebacken und köstlich, der Service stets bemüht.
Café im Rilke-Haus
In der Bredenau 82,
Tel.: 04293/1385
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 14:00 – 19:00 h / Samstag & Sonntag 13:00 – 19:00 h
(Achtung: Im Winter abweichend und meist nur am Wochenende geöffnet!)
Guten Tag,
haben sie Neujahr geöffnet?
Herzlichen Gruß
Jutta Zabel