Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Vor zwanzig Jahren hielten meine Frau und ich es offenbar für ein Zeichen kultureller Aufgeklärtheit, unserer Tochter zu all den anderen auch eine – nun, wie sollen ich schreiben, „Negerpuppe“ oder „dunkelhäutige Puppe“? –  zu schenken.

Sie wurde sofort angenommen und mangels noch nicht vollends ausgeprägter artikulatorischer Fähigkeiten von unserem Kind „Negerklein“ genannt. Und wir haben das nicht korrigiert! Ginge es nach Familienministerin Schröder, wäre dies heute ein „Faux-pas“ – mindestens!

Astrid Lindgrens Kinderbuchheldin Pippi Langstumpf ist ein Mädchen, das mit seiner gesellschaftlich vorgegebenen Rolle als Mädchen bricht. Der Millionenerfolg bei Kindern zählt heute nicht mehr, heute streitet man darüber, dass sie bzw. ihre Autorin eine Rassistin sei  – offenbar mangels anderer wichtigerer Themen – heftig, weil in der Ausgabe von „Pippi in Taka-Tuka-Land“ die Worte „Negerkönig“ und „Negerprinzessin“ vorkommen.

Ich gestehe: Auch ich habe Hunderte von „Negerküssen“ oder „Mohrenköpfe“ gegessen und Agatha Christies Krimi „Zehn kleine Negerlein“ gelesen. Ich weiß, dass Sinti und Roma nicht mehr „Zigeuner“ heißen, und dass kaum einer Muslime heute noch „Mohammedaner“ nennt und Menschen afrikanischer Herkunft es offenbar nicht mehr akzeptieren, wenn man sie „Neger“ nennt, ganz gleich, wie sehr man sich bemüht, den Begriff etymologisch abzuleiten.

Wenn die Familienministerin es schafft, “Pippi Langstrumpf” rückwirkend umzuschreiben, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Klassiker an die Reihe kommen. Die „Sieben Zwerge“ wollen sicher auch nicht länger mehr als solche diskrimiert und lieber als „Kleinwüchsige“ bezeichnet werden. Vielleicht müssen dann auch Werke wie “Der Idiot” von Dostojewski auf den bestimmten Artikel verzichten und fürderhin als „IdiotIn” politisch korrekt reinkarniert werden?

Müssen wir „Weißen“ es uns dann aber nicht im gleichen Atemzuge verbitten eben so genannt zu werden? Ich bin ja nicht genuin weiß, eher etwas rosa, im Sommer manchmal bronziert. Und wenn Menschen schwarzer Hautfarbe einst Europäer in Südafrika oder auf Java „blanken“ nannte, war das ebenso wenig nett gemeint, wie die Bezeichung „Langnase“ für uns (ähnlich wie der Begriff „Schlitzauge“ für alle Asiaten).

Nach der Debatte um das Geschlecht Gottes ist inzwischen also offenbar ein weiterer Nebenschauplatz bei Familienministerin Schröder eröffnet. Und keiner lacht. Denn inzwischen hat die „Political Correctness“ Fortschritte gemacht.

Die Frage ist nur, wann Wilhelm Busch drankommt:

Kurz die Hose, lang der Rock,
Krumm die Nase und der Stock,
Augen schwarz und Seele grau,
Hut nach hinten, Miene schlau –

Schmulchen Schievelbeiner

So ist Schmulchen Schievelbeiner.
(Schöner ist doch unsereiner!)

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