Weihnachtsessen

Gewiss hat sich die Generation unserer Großeltern wenig Gedanken darüber gemacht, ob ein Essen gesundheitschädlich war oder nicht. Man war froh, überhaupt etwas zu essen zu haben.

Doch inzwischen überlegen immer mehr Menschen, welches Essen, gleich ob Fleisch, Fisch, Geflügel, Gemüse oder Obst, noch „gesund“ ist. Zum einen liegt das an den zunehmend industriellen Herstellungsbedingungen mit ihrem Einsatz von Chemie und Pharmazie. Zum anderen liegt es an einem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein; woher dieses kommt, darüber mag man spekulieren – wir vermuten auch hier Vermarktungsstrategien.

Das Verhältnis der Deutschen zum Essen ist in zwei Lager gespalten: Den Einen ist es egal, was sie essen, Hauptsache es schmeckt, macht satt, geht schnell und ist billig. Die Anderen machen aus der Nahrungsaufnahme hingegen lauter kleine Dogmen.

Immer weniger Menschen nehmen sich jedoch noch Zeit für die Zubereitung von Speisen. Dies ist einerseits ein Resultat zunehmender „Zeitverdichtung“ und andererseits ein Ergebnis einer vermeintlichen Emanzipation der Frauen und ihrer Selbstverwirklichung durch Arbeit – denn am heimischen Herd mag sich keine Frau mehr öffentlich zeigen; ob deshalb so viele Männer inzwischen die unerträglichen Koch-Shows im TV bevölkern?

Dazu im Widerspruch scheint auch die Tatsache zu stehen, dass in deutschen Haushalten Kochbücher mehrere Regalmeter füllen, so dass man damit bis ans Lebensende der dritten Generation jeden Tag ein anderes Gericht kochen könnte. Doch keiner tut’s, die Bücher verstauben, aber man könnte, wenn man wollte – ein Zentralmotiv menschlicher Lebensweise.

Männer sind dabei wie immer Werkzeugen und Maschinen überaus zugewandt: Da gibt Mann schon mal gerne horrende Summen für ein japanisches Messerset aus, ohne es je praktisch zu benutzen. Und in wie vielen Haushalten Nudelmaschinen, Backautomaten, Dampfgarer usw. unnutzt in Schränken oder Kellern lagern, das weiß allein Lukullus.

Dabei ist Kochen heute so einfach wie nie: „Chefkoch.de“, „FragMama“ und viele andere Seiten im Internet, gar nicht zu reden von den unzähligen „Apps“ und „Blogs“ bieten Millionen von Rezepten. Auch die Zutaten können in einer zunehmenden Anzahl von Spezialgeschäften schon fertig zusammengestellt mit Rezept – also „to go“ – mitgenommen werden.

Einst war es das Garen von Speisen, das den Hominiden zum Menschen gemacht hat. Doch der kochende Affe will nicht mehr kochen. Er will sich auch nicht mehr reproduzieren. Er will nur noch konsumieren.

An den Weihnachtsfeiertagen sind die Restaurants voll. Wer nicht reserviert hat, muss notgedrungen doch noch den Kühlschrank inspizieren. Garantiert lassen sich auch im Vorratsraum noch genügend Ingredienzien für die eine oder andere leckere Mahlzeit finden. Nudeln gehen immer und vielleicht finden sich auch noch ein paar Tomaten für ein leckeres Sugo, ein gutes Olivenöl und mit Glück etwas Pesto, dazu ein Rotwein. „Und siehe da, es war sehr gut“ und der Hausfrieden noch einmal gerettet!

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