Alice Schwarzer und die Frauenbewegung

Gestern feierte Alice Schwarzer ihren 70. Geburtstag. Anlass, einmal in gebotener Kürze Rückschau zu halten.

Mann darf sich einmal fragen, was die sog. „Frauenbewegung“ ohne Alice Schwarzer wäre? Die provokante Antwort: Möglicherweise wäre sie schon weiter als sie heute ist. Denn Frau Schwarzer vertritt jenen Typ Frau, den Männer gerne abwertend als „Emanze“ bezeichnen.

Die von Alice Schwarzer betriebene Polarisierung der Welt in eine bessere und eine schlechtere Hälfte des Himmels, diese reziproke Zementierung tradierter Stereotypen, hat dazu geführt, dass viele Männer auf Distanz gegangen sind, die das Anliegen der Frauen an sich unterstützenswert fanden.

Die gegen männliche Dogmen agierende Alice Schwarzer hat letztlich nur eine gleich große Zahl neuer Dogmen etabliert. Doch Feinbilder und Dogmatismen retten diese heterogene Welt nicht: Statt der gebetsmühlenhaftigen Wiederholung des Trennenden wäre eine kritische Analyse möglicher Gemeinsamkeiten gewiss zielführender gewesen – auch auf Kosten der „Traumfrau“ und des Todes der „Märchenprinzen.“

Paradebeispiel ihrer einschränkenden Weltsicht war im vergangenen Jahr ihr Auftritt im Kachelmannprozess als Reporterin für die „BILD-Zeitung“ – einer der Frauenbewegung  gegenüber bekanntermaßen nicht besonders aufgeschlossene Journaille: Auch dies kein Zeichen geistiger Souveränität – denn wer sich mit den Gemeinen gemein macht, wird  selber schnell gemein.

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“ (Hanns Joachim Friedrichs)

Möglicherweise ist Alice Schwarzer im Laufe ihres Lebens auf Grund von persönlichen Erfahrungen und erlebten menschlichen Defiziten der gleiche Fehler unterlaufen wie vielen männlichen Kollegen: Eitle Selbstdarstellung statt souveräne Konzentration auf gesellschaftliche Ziele. Doch wer selber vaterlos aufwächst, dem fehlt nicht nur eine halbe Welt – und darin mag ihr innerer Konflikt mit der Männerwelt begraben liegen – sondern darin ist Alice Sophie Schwarzer auch ohne jede Einschränkung zu bedauern. „Amor vincit omnia.“

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