Neid – eine verdrehte Anerkennung

Ein geflügeltes Wort besagt, dass man Mitleid geschenkt bekomme, sich Neid hingegen hart erarbeiten müsse.

„Gegen große Vorzüge anderer hilft nur Liebe“ schrieb Goethe. Diese Einsicht kann helfen, den eigenen Neid abzubauen. Denn Goethe schrieb an anderer Stelle nachdenklich: „Alles, was ich bin, enthielt ich anderen vor.“ Erfolg bzw. Insignien des Erfolgs haben immer auch Ihren Preis.

So gesehen sollte man schon genau hinschauen, ob man den anderen wirklich beneiden sollte. Keinem Menschen geht es nur gut. Wer seinen Neid in Anerkennung (was er letztlich auch ist, nur in verdrehter Form) transformiert, würdigt das Besondere, Andere, Schöne, Erfolgreiche usw. bei anderen.

Den Neid ist oft Missgunst. Man will den anderen nicht im günstigen Licht sehen. Neidisch ist man ja nie auf das Schlechte, sondern nur auf das Gute, das man bei anderen Menschen zu sehen meint.

Oftmals will ein neidischer Mensch etwas haben, was der andere hat, ohne allerdings auch die Konsequenzen zu übernehmen. Wer viel Erfolg hat, hat in der Regel viel arbeiten müssen. Ein Mensch mit Macht hat auch viele Feinde und muss sich ständig schützen.

Als Gegenstrategie kann man bewusst seine Gunst verschenken. Die „Anti-Neid-Formel“ lautet: „Ich gönne ihm/ihr das!“ Schon Esau sagt zu seinem Bruder Jakob, der ihn übervorteilt hatte: „Ich habe genug. Behalte, was du hast.“ (1. Mose, Kap 33). Das reduziert den Neid effektiv und baut ein gesundes Selbstbewusstsein auf. Und wer so unbeirrt seinen eigenen Weg geht, hat wenig Anlass zu Neidgefühlen.

Oder man halte es so, wie die Inschrift in den Kopfbändern über dem Torbogen des Bioland Hofrestaurant Voigt aus dem Jahre 1714 in Syke-Gessel es formuliert: „Alle die mich kennen, den gebe Got was sie mich gönnen„.

Dieser Beitrag wurde unter Psychologie abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.