Interventionen – Barlach in Münster – Stadttheater – Museum für Lackkunst – Foyer der Bezirksregierung Münster

Foto: hwk

In diesem Bericht führe ich nunmehr drei weitere Stationen der Barlach-Ausstellung auf.

Das Stadttheater

Im Stadttheater sind 50 Plakate und Ankündigungen (aus 80 Jahren) zu sehen, die das Werk Barlachs zeigen. Vielfach handelt es sich um Plakate zu den Theateraufführungen seiner Dramen; aber auch Ankündigungen zu großen Ausstellung im In- und Ausland. Sie zeigen die Vielfältigkeit seiner Arbeit und deuten häufig auf die Ernsthaftigkeit hin, geben ihm eine Ehre zurück, die ihm in der Zeit des Dritten Reichs in grotesker und entwürdigender Form genommen wurde.

Das Museum für Lackkunst

Im Museum für Lackkunst (ein zu BASF Coatings GmbH gehörendes Museum, das weltweit einzigartig ist und gut 1.000 Objekte der Lackkunst aus Ostasien, Europa und der islamischen Welt zeigt), ist ein weiterer Ort der Barlach-Ausstellung in Münster.

Ee ist eine Station, die das umfassende und vielfältige Werk Ernst Barlachs ergänzt und einen nicht überall bekannten Teil seiner Arbeiten zeigt. Hier findet man 50 Zeichnungen aus weit über 2.000 Blättern, die Ernst Barlach geschaffen hat. Mit nur wenigen Linien hat er häufig Dinge festgehalten, die ihm wichtig waren und die er unbedingt festhalten wollte – eine Anhäufung von Skizzen in einem unglaublichen Arbeitsanfall, als wenn ihm die Zeit davonliefe, und er Angst hatte, nicht alles zu schaffen.

Oft sind seine Kohlezeichnungen verwischt worden, um dann neu auf ihnen zu beginnen, weil er die richtigen Linien noch nicht gefunden hatte. Mit seiner Russlandreise beginnt er mit Skizzen und Zeichnungen. In vielen Zeichnungen findet man spätere Figuren von ihm wieder.

Achtung: Im Museum für Lackkunst ist die Ausstellung bereits seit dem 14. Oktober beendet  – alle anderen Orte gilt der Termin bis zum 18. November!

Das Foyer der Bezirksregierung Münster

Hier gewinnt man bereits von außen, durch die Fenster, einen Einblick in eine spartanische, auf wenige Dinge reduzierte Ausstellung. Fotografien von Bernd Böhm, der die Skulpturen von Barlach immer wieder fotografiert und ganz gezielt kleinste Details herausgearbeitet hat.

Der zweite Schwerpunkt dieser Ausstellung liegt in der Skulptur des Bettlers. Es gibt bei Barlach mehrere Arbeiten die auf Bettler/-innen hinweisen. Diese große Skulptur ist besonders herausragend.

Der Bettler sollte eine zentrale Figur in einem umlaufenden monumentalen Figurenfries der Lübecker Katharinenkirche werden. Ursprünglich sollten es 16 Figuren werden, die jedoch später von Barlach selber auf 8 reduziert worden waren. Doch auch diese konnten durch Barlach nicht fertiggestellt werden (die Verfolgung durch die Nazis war ihm allgegenwärtig) – die ersten drei wurden sofort beschlagnahmt. Im Jahre 1947 wurden sie in den Fassadennischen aufgestellt (der Bremer Bildhauer Gerhard Marcks vollendete den Fries mit 6 weiteren Figuren).

Für Barlach sollten alle Figuren die Unterschiedlichkeit der Menschen aufzeigen. Für die Nazis war z.B. der Bettler ein „Vertreter der kraftlosen unmännlichen Lehre vom irdischen Jammertal“. Heute existieren neun Bronzefassungen von diesem Bettler (eine im Dom zu Münster).

Die nationalsozialistische Diktatur ist schon lange Vergangenheit; doch Ernst Barlach ist gegenwärtig und populär bis ins heutige Jahrhundert. Er hat einmal gesagt: Zu jeder Kunst gehören zwei: „Einer, der sie macht, und einer, der sie braucht“.

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