Sub – sub – sub

Nicht, dass Sie jetzt meinen, der Kleindiek spinnt oder fängt an zu stottern – ein offensichtlich ganz normaler Fall in einer Nachrichtensendung löste diesen Text in mir aus.

Da gibt es eine renommierte und regional gut bekannte große Firma. Diese Firma hat dann irgendwann einige Tochterfirmen für gewisse andere Aufgaben oder die Verbreitung von Produkten in anderen Regionen. Nun entwickelt sich bei einer Tochterfirma dieser Subfaktor. Man bedient sich einiger Subunternehmen, und diese auch wieder Subunternehmen und so weiter. Die Entwicklung bleibt in einigen Bereichen natürlich nicht ohne Folgen.

Da werden von der Tochterfirma (obschon es in der Zentrale eine Personalabteilung gibt) Billigkräfte z.B. in Polen angeheuert. Stundenlohn von 7,50 € mit einer ganz normalen Arbeitszeit als Vollzeitkraft. Unter diesen Bedingungen lässt sich doch arbeiten und schnell werden entsprechende Arbeitskräfte gefunden (ausschließlich Frauen; denn die wollte man auf jeden Fall haben).

Noch im Bus, kurz vor der Abfahrt nach Deutschland, wird den Frauen mitgeteilt, dass es 4,– € die Stunde gibt. Keine kann mehr aussteigen; denn der Bus ist bereits abgefahren. In Deutschland und in der Firma angekommen, zeigt sich dann die Realität der wirklichen Arbeit. Die Frauen waren für die Tochterfirma von einem Subunternehmer eingestellt worden (wobei dieser Teilbereiche an andere Subunternehmer vergeben hat). Damit verringerte sich (wie bereits angedeutet die Bezahlung), zusätzlich wurden die Frauen in verdreckten und unmöglichen Billigunterkünften unter gebracht (völlig indiskutable Verhältnisse), letztlich war es dann nicht einmal eine Vollzeitbeschäftigung, sondern erheblich weniger Stunden. Die meiste Zeit saßen die Frauen also in den erbärmlichen Unterkünften rum und wurden dann hier und da zu den Arbeiten abgerufen (damit sie sich ausschließlich im Niedriglohnsektor befanden).

Wer trägt nun die Verantwortung für dieses widerliche Verhalten? In der Zentrale weiß man von nichts, in der Tochterfirma fühlt man sich nicht zuständig und von den vielen Subunternehmern sind manche kaum auffindbar. Geht man so mit Menschen um? Ist das die Art und Weise in der heutigen Zeit Geschäfte zu machen und Gewinne einzustreichen?

Ich will hier keineswegs pauschalieren und darauf hinweisen, dass das gängige Praxis ist; doch die Geschichte gibt mir sehr zu denken. Seitens der Verantwortlichen in der Zentrale hat man schnell signalisiert, dass man sich auf jeden Fall kümmern wollte, um die Situation schnellstens zu klären und zu bereinigen.

Für mich bleibt dabei allerdings ein fader Beigeschmack. Wenn der Fall nicht aufgedeckt worden wäre … und wie viele dieser Fälle gibt es noch? Ich bin ebenfalls der Überzeugung, dass das kein typisch deutsches Problem ist.

Hans-Werner Kleindiek

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