Seit Jahren schon sind uns die Probleme der Firma Opel, Tochter des amerikanischen Automobilkonzerns General Motors, bekannt und bevölkern regelmäßig die Medien.
Immer wieder geht es dabei um Schließungen und Verlagerungen der verschiedenen Automodelle an diversen Standorten. Dabei ist das Ganze nichts als das Pokerspiel eines Konzerns, der sein eigenes, stark angekratztes Image und Verlustgeschäfte auf Kosten z.B. der Opel-Standorte in Deutschland aufpolieren will. Dabei ist ihm jedes Mittel recht, und so spekuliert man ständig mit der Verschiebung der Produktionsstätten in Europa hin und her. Das ganze Spiel geht jedoch auf Kosten von Menschen, die bereits auf alle möglichen Gelder und Zahlungen verzichtet haben, um ihre Arbeitsplätze zu retten.
Nun gibt es offensichtlich mal wieder einen Aufschub in den Planungen von GM und die Opelaner dürfen angeblich bis 2016 hoffen – nachdem man wieder einmal auf die tariflich vereinbarten Lohnerhöhungen verzichtet hat. Wer’s glaubt!
Doch bei diesem schmutzigen Geschäft stört mich noch ein anderer Faktor ganz gewaltig: In der Firma OPEL (wie viele andere Autobauer und auch die gesamte Metallbranche) ist die Gewerkschaft stark vertreten; also eine Einrichtung, die sich um die Belange der Mitarbeiter/-innen kümmert und ständig präsent ist, wenn es z.B. in die Tarifverhandlungen geht.
Ich frage mich seit Jahren, wo sind eigentlich die Gewerkschaften, wenn es um den Bestand von Firmen und damit ihrer Mitglieder geht? Die Gewerkschaften verfügen doch über Fachleute und Spezialisten, die sich in allen unterschiedlichen Fragen der Unternehmensführung auskennen. Somit können auch sie früh genug erkennen, wenn es mit einer Firma bergab geht. Allerdings wird man offenbar erst imemr dann aktiv, wenn das „Kind praktisch schon in den Brunnen gefallen ist“.
Dabei ist in den meisten Fällen sehr früh erkennbar, welche Entwicklungen sich abzeichnen. Im Falle Opel sind die zentralen Themen seit Jahren bekannt. Zeit genug also, gemeinsam nach möglichen Lösungen zu suchen.
Die Gewerkschaften wurden einst aus guten Gründen ins Leben gerufen. Doch seit Jahren wird man das Gefühl nicht los, es gehe ihnen nur um mehr Lohn und weniger Arbeit. Hier und da hört man dann etwas über den Erhalt von Ausbildungsplätzen und der unbefristeten Übernahme nach der Ausbildung. Ab und an taucht auch mal das Thema für die Zeit nach der Arbeit auf.
Nach meinem Empfinden gehört es für so eine wichtige und bestimmende Einrichtung aber auch dazu, die Entwicklung des Unternehmens und der gesamten Branche im Auge zu behalten, um eventuell rechtzeitig Maßnahmen einleiten zu können, die wesentlich zum Erhalt der Unternehmen beitragen können.
Die Mitarbeiter/ -innen in den Betrieben sind selten Schuld an einer Insolvenz. Die Schuldigen sind mit meist innerhalb der Unternehmensführung zu suchen. Die Leidtragenden jedoch sind immer die Mitarbeiter, wie wir jetzt wieder beim Unternehmen Schlecker erleben. Auch diese Entwicklung war abzusehen.
Ich werde es nie vergessen: Eine wahre Begebenheit aus dem Metallgewerbe in der Stadt Hattingen. Tausende gehen auf die Straße, um für den Erhalt ihrer Firma zu kämpfen. Einige Straßen weiter befinden sich ebenfalls Tausende, weil sie für mehr Lohn streiken. In beiden Gruppen war (natürlich) dieselbe Gewerkschaft vertreten. Wer soll bitte das verstehen?
Auch die Zerschlagung der Werftindustrie war lange zu erkennen; doch nirgendwo gab und gab es einen Plan B. Dabei gibt es Möglichkeiten, mit etwas Kreativität über die Qualitäten und Chancen einer Firma nachzudenken. Nur dafür muss man sich beizeiten gemeinsam an einen Tisch setzen und Pläne entwickeln. Dazu gehört auch, das übliche Freund-Feinddenken abzustellen, um sich als Partner in einer Sache zu verstehen: Lösungen für den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze zu schaffen.
Nur so, wie man seit Jahren gegeneinander antritt, ist man davon wohl Lichtjahre entfernt. Da fordern die einen mal eben 60% mehr (Fluglotsen oder ähnliche Berufe in diesem Bereich), weil sie mit einem Streik große Teile der Wirtschaft lahmlegen können. Man fordert mehr Geld für Leute, die sowieso schon sehr gut bezahlt werden. Da treibt es denjenigen, die in anderen Branchen ebenfalls hart arbeiten und mit 2% nach Hause gehen müssen die Tränen in die Augen.
Ich weiß, es gibt keinen gerechten Lohn; doch eine gewisse Fairness innerhalb der Branchen und Lohngruppen würde uns in vielen Berufen weiterbringen. Es könnten in schwierigen Zeiten alle versuchen an einem Strang zu ziehen; denn es geht um das Wohl des gesamten Volkes.
Hans-Werner Kleindiek