Klimawandel selber hautnah erleben

Um die Osterzeit sind wir wieder einmal nach St. Peter-Ording gefahren, zum 28. Mal und immer dieselbe Adresse. Das hatten wir schon, darum erspare ich mir weitere Erklärungen.

Nun, wenn man über so eine lange Zeit stets denselben Ort aufsucht, dann fallen einem natürlich ein paar Dinge auf. Alle reden vom Klimawandel, und es gibt unendlich viele Menschen, die ignorieren das Thema oder halten es schlichtweg für Quatsch.

Über eine Zeit von 28 Jahren erkennt man natürlich einen Wandel in der Natur. Insbesondere die Umgebung am Strand und Watt. Natürlich verändert sich die Landschaft ständig, doch es sind die gravierenden Veränderungen beim Wasserstand, die uns aufmerken lassen.

Sie wissen vielleicht, St. Peter-Ording ist der Ort, bei dem einige Pfahlbauten auf dem Strand stehen. Restaurants, Toilettenhäuser, Strandüberwachung, Strandkorbplattformen usw. Im Laufe der vielen Jahre haben wir bemerkt, dass das Wasser immer höher steigt. Natürlich bei Flut, aber auch bei Ebbe geht es nicht mehr so weit zurück. Einige Pfahlbauten wurden deshalb innerhalb dieser Zeit bereits weiter auf den Strand gesetzt oder sind nur noch über Stege zu erreichen. Da sage jemand, es gebe keinen Klimawandel und das Wasser würde nicht steigen.

Inzwischen haben wir eine weitere Erfahrung gemacht: Die Küstenregionen (gerade auch Schleswig-Holstein, weil zwischen zwei Meeren) hat nicht nur mit den steigenden Wasserständen von außen zu kämpfen, sondern wird auch im Binnenland allmählich absaufen. Also mehr (Meer) Wasser draußen und drinnen.

Wie das? Gegen das Hochwasser können wir uns mit immer höheren Deichen ein wenig schützen. Wer an der Küste aufgewachsen ist wie ich (wenn auch an der anderen Seite, wir haben nur Probleme bei Ostwind, während die Nordseeseite Probleme hat mit dem Westwind), der weiß, dass der Mensch gegen die Naturgewalten keine Chance hat.

Ich erinnere mich noch zu gut an die Sturmflut von 1962. Die Kraft des Meeres, in Kombination mit dem Sturm ist gewaltig. Aber immerhin, die Erhöhung der Deiche ist eine Möglichkeit, und wir als reiches Industrieland können das wohl schaffen.

Allerdings, ich hatte gesagt, wir saufen auch von innen ab: der Meeresspiegel vor den Deichen ist höher (selbst bei Ebbe) als das Binnenland mit den Flüssen und Entwässerungsgräben. Heute ist der Wasserablauf so geregelt, dass bei Ebbe die Siele geöffnet werden und das Binnenlandwasser ins Meer fließen kann. Das geht dann aber nicht mehr. Schon heute tritt hier und da das Problem auf.

Es müssen also große Pumpstationen her, die das Wasser ins Meer pumpen. Die ewig Desinteressierten und nach dem Motto lebenden, „was geht mich das an“, juckt das natürlich wenig. Doch mal ehrlich: Haben Sie daran schon mal gedacht? Im Dollart und in der ganzen Region liegt das Land ca. 2,50m unterm Meeresspiegel.

Wir sollten begreifen, dass es schon 1 Stunde nach zwölf ist!

Hans-Werner Kleindiek

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