Denglisch for dickheads?

Foto: Jochen Voigt

Scheinbar hält noch der letzte Krauter Englisch für das Allheilmittel seiner Marktstrategien. „We simplify your logistics“ steht hinten auf dem betagten Lastwagen vor mir, dessen schlecht bezahlter Fahrer in der nicht klimatisierenden Fahrerkabine bei offenem Fenster schwitzend gegen die Hitze und A1 ankämpft.

Auch große Unternehmen sind nicht von Missverständnissen gefeit, wenn ihre Kunden englischsprachige Werbung verstehen sollen, wie bereits hier berichtet. „Come in an find out“ hat eben nicht jeder Douglas-Kunde richtig verstanden.

Auf dem Anhänger steht „500.000 x Böckmann – since 1956“. Das hat was! „Since 2005“ steht auch auf der Fahrertür des kleinen Iveco Daily, mit dem der Kollege  nebenberuflich seine Geschäftelchen mit Modellbauteilen macht. Tagsüber arbeitet er bei einem Pannendienst und hat während seiner schulischen Ausbildung im Fache Englisch vermutlich nur wenig geglänzt.

Glänzen wollen aber offenbar all jene, die sich mittels englischen Wortgeklingels Markterfolge versprechen. Doch übersieht, wer andere Mitbürger des Englischen für mächtig hält, dass diese oftmals die gleichen mäßigen englischen Sprachkenntnisse haben wie er selber.

Dennoch wird „gecancelled“, „gechatted“, „gebrieft“, gescant oder „outgesourced“ was das Zeug hält. Doch Vorsicht, wer „bank“ für das englische Äquivalent der deutschen Sitzgelegenheit am Wegesrand hält, ist genauso auf dem „wood way“ wie derjenige, der meint, „gymnasium“ sei das englische Wort für „Gymnasium“.

In diesem Sinne: „Have a good fart!“

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7 Antworten zu Denglisch for dickheads?

  1. Jochen Voigt sagt:

    Ich habe gerade eine Einladung zur Messe „SlowFisch“ in Bremen bekommen. Das finde ich so unappetitlich, da gehe ich nicht hin!

  2. Recht hast Du! Man hätte ja auch zu Goldfischli, T(h)unfisch, Fertigfisch oder Schnellfisch einladen können.

  3. Jochen Voigt sagt:

    Oder wenigstens slow fish, wenn das so ein internationaler Salon wäre. Aber die Mischung finde ich unerträglich. In Syke gibt es z.B. den „Backshop“ (da muß ich immer ans Gesäß denken) und einen „Trauring Point“!

  4. Enrico sagt:

    Der Klassiker ist für mich: „FOR YOU. VOR ORT.“ – unsere neuen Schlecker-Märkte.
    http://www4.schlecker.com/htdocs/cms/der_konzern_de_neu.htm

  5. Da kann man mal sehen, wohin das führen kann!

  6. Susanne sagt:

    Sicher, dass es eingangs „scheinbar“ und nicht „anscheinend“ heißt? 🙂

  7. Darüber könnte man trefflich streiten (muss man aber nicht):

    „Umgangssprachlich wird häufig fälschlich nicht zwischen scheinbar und anscheinend unterschieden (siehe [2]). In der Standardsprache jedoch drückt anscheinend die Vermutung aus, dass etwas ist, wie es erscheint (Du bist anscheinend krank.), während scheinbar bedeutet, dass etwas nur den Eindruck macht, aber tatsächlich nicht so ist, wie es scheint (Das scheinbar günstige Angebot stellte sich als Kostenfalle heraus.).“ (wiki)

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