Das Café & Restaurant „Bloom“ im Bremer Rhododendron-Park serviert am heutigen Samstag nur draußen. Die Begründung „Geschlossene Gesellschaft„! Hinter diesem deutschen Wortungetüm verbirgt sich eine sich anbahnende Familienfeier.
Das an sich ist ärgerlich, weil das Wetter im April in diesen Breitengraden nicht durchweg zum Kaffeetrinken draußen zu empfehlen ist. Auch heute erscheint ein Aufenthalt auf der Terrasse bei etwa 10 Grad Celsius und bewölktem Himmel mit kurzen Schauern keinesfalls einladend.
Doch da unser Ausflugsprogramm auf Rhododendronpark mit „Kaffee und Kuchen“ programmiert war, entschließen wir uns zum Bleiben. Immerhin gibt es Sitzkissen und große Schirme. Ein kurzer Blick in die Kuchenvitrine verrät dem Gast zudem Reste von Streuselkuchen und Käsesahnekuchen. Die freundliche junge Kellnerin nimmt alsbald die Bestellung auf. Doch nach wenigen Minuten kommt sie ehrlich bedauernd mit dem abschlägigen Bescheid zurück, dass nur noch Getränke draußen serviert können – kein Kuchen. Eine logische Begründung vermag sie nicht abzugeben – gesteht hinter vorgehaltener Hand, dass sie selber das auch nicht nachvollziehen könne, aber ihr Chef habe das so angeordnet.
Offenbar stören alle nicht zur geschlossenen Gesellschaft gehörenden Gäste den Betrieb. Man rollt stattdessen draußen lieber zu fünft einen roten Teppich für die gebuchten Gäste aus und diskutiert den Erfolg dieses Tuns.
Dem Gast hingegen will nicht einleuchten, dass die zum Teil bereits fertig auf Tellern konfektionierten Kuchenstücke in der Kühltheke angeblich nicht mehr draußen serviert werden können, wohl aber heiße und kalte Getränke – und wertet dies als Willkür und typisches Beispiel für schlechten Service. Doch den kann sich heute keiner mehr leisten, verstößt er doch gegen die Grundregel Nummer 1 erfolgreicher Geschäftstätigkeit:
Enttäusche niemals vorsätzlich, willkürlich oder unnötigerweise einen Kunden!
Das erinnert uns an das Drama von Jean-Paul Sartre aus dem Jahre 1944 mit dem Titel „Huis clos“, dessen deutscher Titel auch „Geschlossene Gesellschaft“ lautet. Sartre zeigt darin die Hoffnungslosigkeit menschlicher Beziehungen – und formulierte dabei übrigens den epochalen Satz: „L‘ enfer c’est les autres“ – „Die Hölle, das sind die Anderen“. Wie wahr!
Ein paar Hundert Meter weiter kann man im Einkaufsmarkt „Lestra“ ein Beispiel vollendeter Kundenfreundlichkeit und -zugewandtheit erleben.
Schlechter Service hingegen kann hingegen alles zunichte machen. Und in der Tat können wir im Dezember 2012 in der Zeitung lesen, dass das „Bloom“ Insolvenz angemeldet hat -das wundert uns nun so gar nicht.
Nachtrag Mai 2013: Der neue Pächter macht mit seinem jungen und überaus motivierten und freundlichen Serviceteam einen sehr engagierten Eindruck! Da verzeiht man die kleinen Fehler, die noch passieren, gerne, weil die Einstellung zur Aufgabe und zum Kunden zu 100% passt!
Ein Selbstbedienungsbereich in der Vorzone mit reduzierten Preisen und ein Bereich am Haus mit Bedienung am Platz reduzieren Wartezeit und Personalkosten.
Die Kuchenauswahl in der Vitrine ist angemessen, die Qualität superb.