Werbe-„Claims“ – einst und heute

Früher war man allerorten eher prüde. Da wurde sogar angeblich ein zweideutiger Schlagertext eines „Peter Lauch & die Regenpfeifer“ wegen seines Refrains „Das kommt vom Rudern, das kommt vom Segeln, das kommt Fischefangen, das kommt vom Rudi-Rudi-Rallalla“ in Deutschland verboten.

Die Pop-Gruppe „Inner Circle“ hingegen reimt heute umissverständlich:

„Girl I want to make you sweat, sweat till you can sweat no more
and if you cry out, I’m gonna push it, push it some more.“

Vermutlich geht das nur durch, weil die Wenigsten sich Gedanken über den Text machen – die Englischkenntnisse der deutschen Bevölkerung lassen trotz Pflichtfachs Englisch an den Schulen nämlich oft zu wünschen übrig.

Eine aktuelle Studie der Beratungsfirma Endmark zeigt, dass weniger als die Hälfte der Deutschen englische Werbesprüche richtig übersetzen können. Bei „Claims“ wie dem der  Drogeriemarktkette Douglas „Come in and find out“ versteht der Durchschnittsdeutsche nämlich nur „Railway Station“, also wenig bis nichts.

Mancher Konsument deutet englischsprachige Werbesprüche komplett falsch. „Come in and find out“ wurde mit „Kommen Sie rein und finden Sie wieder raus“ übersetzt. „Drive Alive“ von Mitsubishi wurde auch verstanden als Aufforderung, die Autofahrt zu überleben. „Powered by Emotion“ erinnerte manchen sogar an die nationalsozialistische Parole „Kraft durch Freude“.

Deshalb scheint der Trend nun weg vom „Denglisch“ zu gehen. Bei McDonald’s „Every time a good time“ ließen die Klopsbrater „Ich liebe es“ folgen. C & A wirbt statt mit „Fashion for Living“ jetzt mit dem Motto „Preise gut, alles gut“. Und Sat.1 wirbt für sein Programm künftig nicht mehr mit „Powered by emotion“, sondern mit „Sat.1 zeigt’s allen“.

Auch andere Unternehmen haben inzwischen deutschsprachige „Claims“:
Lufthansa („There’s no better way to fly“): „Alles für diesen Moment“
Mitsubishi („Drive alive“): „Heute. Morgen. Übermorgen“.
Esso („We are drivers too“): „Packen wir’s an“
Audi TT („Driven by instinct“): „Pur und faszinierend“
RWE von („One Group. Multi Utilities“): „Alles in einer Hand“.

Und Douglas hat seinen englischen Pfadfinderspruch in „Douglas macht das Leben schöner“ geändert.

Doch was machen wir jetzt mit dem Schlagertext von „Inner Circle“?

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Eine Antwort zu Werbe-„Claims“ – einst und heute

  1. Dieter Osmers sagt:

    Songtexte, oder auf deutsch Liedertexte waren eigentlich schon immer eindeutig zweideutig.
    “ Veronika der Lenz ist da, Veronika der Spargel wächst“ von den Comedian Harmonists. Oder : „Mutter der Mann mit dem Koks ist da.“
    Viele Bluestexte sind mit zweideutigen Texten nur so gespickt wie :“Rock me baby, all night long“.
    So konnte man der allzu prüden Gesellschaft ein Schnippchen schlagen.
    Mit ein wenig Fantasie war es jedoch nachvollziehbar, was der Texter damit ausdrücken wollte.

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