Vandalismus – macht alles kaputt

Am Vortage noch war die Eisfläche spiegelglatt, ideal zum Schlittschuhlaufen für Groß und Klein. Am nächsten Morgen war alles zerbröckelt, irgendwer hatte eine Vielzahl von Löchern in das Eis geschlagen. Zerschlagene und festgefrorene Eisstück, das übergelaufene und überfrorene Wasser machten das Eisvergnügen zunichte.

Im Sommer hatten die Kinder in stundenlanger Arbeit eine riesige Sandburg mit vielen Brücken, Türmen und Gräben gebaut. Am anderen Morgen war sie zertreten.

Der Nachbar hatte im Frühjahr liebevoll bunte Topfblumen in seinen Vordergarten gepflanzt, am nächsten Morgen fand er sie ausgerissen und verstreut entlang der Straße.

Über Jahrhunderte war die prächtige Altstadt von … entstanden, nach einem einzigen Raketenangriff lag alles in Schutt und Asche.

Während der Eine liebevoll etwas aufbaut, zerstören es andere ohne erkennbaren Grund oder Anlass. Woher kommt diese Zerstörungswut? Und was veranlasst die Menschen immer zerstörerische Waffensysteme zu bauen und sie auch einzusetzen?

Die Vandalen waren ein germanisches Volk aus dem Osten. Sie zerstörten im Jahre 455 Rom. Vandalismus ist bewusste illegale bzw. normenverletzende Beschädigung oder Zerstörung fremden Eigentums als Selbstzweck.

Oft handelt es sich dabei um einen destruktiven Zeitvertreib aus aggressiver Abreaktion von Wut, Aggression oder aber um Imponiergehabe ohne darüber hinausgehenden Sinn: Einwerfen von Scheiben, Demolieren von Autos oder Aufschlitzen von Polstersitzen in Bussen oder U-Bahnen.

Doch keinesfalls entsteht Zerstörungswut nur aus dem Reflex. Menschen gehen dabei auch geplant, gezielt und über Jahre systematisch vor. Manche Kultur versucht, alle Anzeichen der vorherigen zu tilgen.

Vielleicht kann mancher es einfach nicht ertragen, wenn etwas intakt, schön oder heile ist, weil er selber zu einem intakten, schönen oder heilen Leben nicht in der Lage ist? Um sich wieder auf das gleiche Niveau mit den Anderen zu bringen, reicht es, deren Besitz zu zerstören. „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ war einst die Losung der Sponti-Szene.

Ist der Mensch schlichtweg konstruktiv wie destruktiv zu gleichen Teilen veranlagt? Ist blinde Aggression ein Überbleibsel unserer Vorfahren? Oder ist Destruktivität gar ein Gendefekt?

Oder handelt es sich bei diesem Phänomen schlicht um ein thermodynamisches Naturgesetz, wonach sich alles ausgleicht?

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