Franz Lehar – „Das Land des Lächelns“

Foto: Jörg Landsberg

„Dein ist mein ganzes Herz, wo Du nicht bist, kann ich nicht sein!“

Fast ein Jahrhundert lang ist diese Melodie nun schon ein Ohrwurm. Sie stammt aus der Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Léhar und steht derzeit auf dem Spielplan des Bremer Theaters.

Die Nachmittagsvorstellung am vergangenen Sonntag wurde von dem Verbund der Volkshochschulen organisiert und war mit einer sehr hilfreichen halbstündigen Einführung durch die Dramaturgin Juliane Luster verbunden – danach hat sich dem Zuschauer sowohl das Werk an sich wie auch die überaus interessante Adaption des Regisseurs Lukas Langhoff an die heutige Zeit erschlossen.

Der Text der Operette stammt von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda nach einer Vorlage von Victor Léon. Zunächst hieß es „Die gelbe Jacke“ – und war kein großer Erfolg. Das Stück spielt in Wien und Peking im Jahre 1912 (auch wenn das Stück erst 1929 geschrieben wurde).

Die Handlung befasst sich mit den beiden Liebespaaren, den vier Hauptcharakteren: Lisa, Tochter des Grafen Lichtenfels, ist verliebt in den chinesischen Prinzen Sou-Chong. Prinz Sou-Chong erwidert ihre Gefühle. Entgegen den Warnungen ihres Vaters folgt Lisa ihm nach China, wo sie jedoch alsbald auf den Boden der gesellschaftlichen Wirklichkeit zurückgeworfen wird.

Lisas früherer Verehrer, Graf Gustav von Pottenstein (genannt Gustl), reist ihr nach China nach und spendet ihr Trost. Mi, die Schwester Sou-Chongs ist wiederum mit Gustl liiert. Sou-Chong wird vom sittenstrengen Onkel Tschang aufgefordert, wie es der Brauch verlangt, vier Mandschu-Mädchen zu heiraten und seine Heirat mit Lisa zu annulieren.

Als er dieser Tradition folgt, stürzt Lisa in tiefe Verzweiflung. Sie plant daraufhin gemeinsam mit Gustl die Flucht aus dem Palast. Mi hilft den beiden dabei. Franz Lehars „Land des Lächelns“ war damit die erste Operette ohne Happy End.

Operette, das klingt besonders für jüngere Menschen verstaubt. Mit Operetten, so die landläufige Meinung, kann man heutzutage nur noch, wenn überhaupt, ältere Semester ins Theater locken. Das muss aber nicht so sein. Regisseur Lukas Langhoff hat die dem Stück innenliegende Problematik deutlichherausgearbeitet: Es geht um nichts weniger als den Zusammenprall zweier Kulturen.

Das Stücks ist mit vielen witzigen Einfällen und Details inszeniert. Als Besonderheit treten zwölf Jugendliche aus zehn Bremer Stadtteilen auf, eine Multikulti-Truppe, die mit ihren tänzerischen Einlagen in weißer Sportkleidung die Brücke des Stücks zur heutigen Realität schlagen soll.

Dirigent Florian Ziemen und die Bremer Philharmoniker haben zur Vorbereitung Einsicht in Lehárs Originalpartitur genommen.

Insgesamt ein fast opernhaftes Format und eine rundum geglückte Adaption und mithin zeitgemäße Aufführung.

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