Alte Kameraden – lieber Schussel

Mehrere Jahre haben wir gemeinsam die Schulbank gedrückt. Ob wir deshalb Freunde waren? Wohl eher nicht, auch wenn wir einander stets wohl gesonnen waren. In gemeinsame Freizeit mündete schon damals die Schulkameradschaft nicht.

Durch einen Zufall sind wir einander neulich wiederbegegnet. Kurz keimte der Gedanke auf, eventuell nach Jahrzehnten an unsere Schulkameradschaft anknüpfen zu können.

Doch weit gefehlt: Wo es früher zur Freundschaft nicht reichte, reicht es Jahrzehnte später in der Regel auch nicht. Selbstverständlich verändert sich ein Mensch im Laufe seines Lebens. Doch auch in 50 Jahren wird aus Meier nicht Müller. Die Persönlichkeit an sich bleibt.

So war H. auch 45 Jahre nach unserer gemeinsamen Schulzeit immer noch so unkonzentriert und sprunghaft in seinen Gedanken wie einst und wirkte dadurch nett – aber eben auch oberflächlich.

Das widerspricht nicht der Möglichkeit, auch im fortgeschrittenen Alter noch Freunde finden zu können – auch wenn man gewiss viel wählerischer geworden ist. Ein englischer Freund, ein universitärer Weltenbummler, Professor für angewandte Sprachwissenschaften, heute in der Näge von Wien lebend, schreibt mir:

„Vielleicht waren wir zu alt, als wir nach Österreich kamen. Aber neben anderen Dingen waren wir „fremd“, hunde- und kinderlos. Das sind alles Merkmale, die Österreicher offenbar ermutigen, nicht sehr „freundlich“ zu sein, was immer man unter diesem Adjektiv auch verstehen mag.“

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Eine Antwort zu Alte Kameraden – lieber Schussel

  1. Albin sagt:

    Hallo,
    ich bin eigentlich eher durch Zufall auf Ihre Seite gekommen. Nachdem ich mich ein wenig durchgelesen habe, muss ich sagen Ihre Seite gefällt mir sehr. Ich werde in Zukunft öfters mal vorbei schauen!

    Viele Grüße aus Sinsheim

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