Wer auf dem Lande mit Landwirtschaft groß geworden ist, weiß, wie gut die Arbeit auf dem Felde oder mit Tieren tun kann. Was Menschen in der Landwirtschaft selbst oft als Wohltat empfinden, gilt erst recht für Menschen mit seelischen Erkrankungen oder körperlichen Behinderungen.
In solchen Fällen spricht man inzwischen von „Sozialer Landwirtschaft“. Gemeint ist, dass landwirtschaftliche Betriebe sich die Vorteile landwirtschaftlicher Arbeit zu nutze machen, um Menschen am Rande der Gesellschaft, jungen wie alten, Kranken mit oder ohne Behinderung zu helfen. Denn es gibt unzählige Möglichkeiten, hilfsbedürftige Menschen in der Landwirtschaft zu beschäftigen.
Das Arbeiten im Rhythmus der Natur, im Kreislauf der Jahreszeiten, kann eine Verbundenheit schaffen, die in manchen Lebenssituationen heilsam sein kann. „Soziale
Landwirtschaft“ umfasst landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen integrieren, Höfe, die eine Perspektive bieten für sozial benachteiligte Menschen, für straffällige oder lernbehinderte Jugendliche, Suchtkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren, Schul- und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr.
Menschen mit Betreuungsbedarf ein lebenswertes Leben und sinnvolles Arbeiten auf dem Hof zu ermöglichen, das erfordert Initiative, aber auch Strukturen und politische sowie finanzielle Unterstützung. Die Entwicklung und Vernetzung „Sozialer Landwirtschaft“ in Deutschland zu unterstützen, dieses Ziel verfolgt auch das Projekt „Soziale Landwirtschaft auf Biobetrieben in Deutschland“, das im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert wird.
Das Projekt möchte Angebote ökologisch wirtschaftender sozialer Höfe für weitere
Nutzergruppen transparenter machen, für die bisher kaum oder keinerlei Netzwerkstrukturen bestehen (Wohnungslose, Langzeitarbeitslose, Drogenkranke, Bauernhof-Kindergärten, Jugendhilfe, alte Menschen).
Ich danke Jochen Voigt für die Anregung zu diesem Thema. Mehr Informationen finden Sie bei Bedarf hier.
Moin, moin Herr Heidtmann,
dass ist ja ein toller Bericht zu dem Thema „Soziale Landwirtschaft“! Ich habe erst gedacht: was will er denn jetzt damit erzählen? Mir ist natürlich klar, dass eine derartige Arbeit gerade in den genannten Fällen wahre Wunder bewirken kann:
die Arbeit mit dem Kreislauf der Natur ist immer hilfreich und heilsam.
Extrem wichtig auch für unsere Kinder – die haben doch inzwischen überhaupt keine Ahnung mehr, wo die Produkte alle her kommen (aus dem Supermarkt – ist oft die einzige erbärmliche Antwort).
Diesbezüglich hat unsere Gesellschaft großen Nachholbedarf, da ist viel verschlafen worden, sowohl von Eltern – plus – aber offensichtlich auch von den nachfolgenden Erziehungs- und Bildungsbeauftragten; da wird eindeutig mehr Gewicht auf Computer gelegt.
Hallo Herr Heidtmann,
unsere Erfahrungen in unserem Projekt TIP-Therapie im Pfaffenwinkel, eine Wiedereingliederungs- bzw. Teilhabemaßnahme für Menschen mit seelischer Behinderung (Suchtmittelabhängige) bestätigt Ihre Aussagen voll und ganz.
Seit 1991 jeweils nur ein Klient/in auf einem Milchviehbetrieb für die Dauer von neun Monaten bis ein Jahr, ohne Kontakt zu anderen Klienten, als Mitarbeiter für Kost und Unterkunft, mit sozialpädagogischer und therapeutischer Betreuung durch Prop e.V.
Herzliche Grüße aus Polling (bei Weilheim Obb.)
Jochen Griek