Rabenvögel

Foto: Jochen Voigt

Die Raben haben inzwischen wieder für einige Monate die Lufthohheit übernommen.

Die menschliche Sichtweise auf Rabenvögel war stets ambivalent. Je nach Kultur wurden und werden sie verehrt oder gefürchtet. Sie haben ein schlechtes Image als Todes- und Galgenvögel, obwohl sie in vorchristlicher Zeit als Götterboten verehrt und aus ihren Flügen geweissagt wurde.

Ihr meist schwarzes Gefieder und ihre krächzende Stimme tragen dazu bei, dass sie von vielen Menschen auch heute noch als Unheilverkünder betrachtet werden. Als solche galten Rabenvögel wohl vor allem wegen ihrer Affinität zu Aas und ihrem oft massenhaften Auftreten nach Schlachten, wo sie von den Kadavern der Gefallenen fraßen.

Die Gebrüder Grimm schrieben ein Märchen über den Raben und auch Barbarossa muss in seinem Berg bleiben, solange die Raben um den Burgturm kreisen:

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg.

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß auch ich noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.

Bekannt ist auch „The Raven“, ein erzählendes Gedicht des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe. Es schildert den mysteriösen, mitternächtlichen Besuch eines Raben bei einem verzweifelten Liebenden.

Rabenvögel gehören übrigens zu den Singvögeln, was man bei dem wenig melodiösen Gekrächze der Tiere nicht unbedingt vermuten würde. Was die Größe betrifft, haben Raben einen Spitzenplatz inne: Mit rund 1,5 Kilogramm Körpergewicht ist der Kolkrabe der unangefochtene Superstar der Familie – der größte Singvogel der Welt mit einer Spannweite von 1,20 Meter kann es kräftemäßig durchaus mit einem mittelgroßen Greifvogel aufnehmen.

Raben besitzen ein im Vergleich zur Körpergröße großes Gehirn und gelten, was die Intelligenz angeht, als Krone der Vogel-Schöpfung. Untersuchungen zeigen, dass sie  vorausschauend planen und handeln können – eine Strategie, mit der sich selbst Primaten manchmal schwer tun. Sie legen zum Beispiel Scheinverstecke an, um Artgenossen über den wahren Verbleib ihrer Nahrungsreserven zu täuschen. Rabenvögel leben meist monogam und verfügen über ein hoch entwickeltes Sozialverhalten.

Zwar wird immer behauptet, dass es sich bei nicht besonders fürsorglichen Eltern um „Rabeneltern“ handelt, doch Brut und Aufzuchtverhalten von Rabeneltern entsprechen dem in keiner Weise.

Elstern, Raben und Krähen wurden in vielen Gegenden der Welt verfolgt und  abgeschossen. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts ließ der Verfolgungsdruck nach, sodass Rabenvögel wieder heimisch werden konnten.

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