Wir verbringen jedes Jahr Anfang Oktober ein verlängertes Wochenende im Schwarzwald. Für mich als „norddeutsches Urgestein“ nicht gerade meine übliche Urlaubsregion; doch in dieser Zeit besuchen wir immer Verwandte, aber mit Zeit zur freien Verfügung, gelegentlichen Besuchen und hier und da gemeinsame Aktivitäten.
Wir haben im Ort ein traumhaftes Quartier (Ferienwohnung zum fairen Preis) bei wirklich sehr lieben und netten Vermietern. Schon ihretwegen und wegen der Wohnung lohnt sich dieser Kurzurlaub – mehr Details auf Wunsch.
Nun, das Wetter war mehr als bescheiden, und irgendwie kann ich so ein Wetter an der Küste besser ertragen als hier. Der Schwarzwald machte seinem Namen alle Ehre. Trotzdem lassen wir uns nicht einschüchtern und sind unterwegs.
So gehörte z. B. am 9. Oktober ein Besuch in einem schönen Café dazu. Es ist frisch und ungemütlich – und da kommt uns diese Pause gerade recht. Ein schönes Café und eine interessante Auswahl an leckeren Kuchen (schon beim Ansehen). Wir bestellen davon und meine Frau bekommt dazu einen Kaffee und ich (natürlich) Tee.
Nun gibt es beim Kaffee ja inzwischen eine kaum zu beschreibende Vielfalt. Hochkomplizierte Maschinen liefern, was man sich nur wünschen kann. Meine Frau bekommt also ihren Kaffee und ist sehr zufrieden. Ich bekomme meinen Tee (nichts Außergewöhnliches) und bin – wie fast immer – zutiefst enttäuscht: Ich bekomme einen „Kängeruh-Tee“ serviert. Was das ist? Ein armselige Teebeutel! Das ist nur noch zu steigern durch zwei Beutel pro Kännchen (für mich unmöglich). Diese befinden sich bereits in der Kanne – wer weiß, wie lange schon? Echte Teetrinker beharren auf ein bis drei Minuten, je nach Tee. Doch dieser Tee ähnelt von der Farbe her dem Kaffee meiner Frau. Ich bestelle zusätzlich ein Kännchen heißes Wasser.
Dabei befinden wir uns in einem wirklich schönen Café und alles passt – warum dieser Tee? Es ist heute fast überall dasselbe. Ich war vor einiger Zeit mal zu einem Gespräch in einem Nobelhotel eingeladen, sehr gehobenes Niveau und alles einfach nur teuer, beim Teegenuss dann dieses ewige Dilemma – warum nur? Ich bin doch nicht der einzige Teetrinker in unserem Land.
Ich kann die Geschichte allerdings noch steigern. Es ist schon einige Zeit her, da bestellte ich in einem Café ebenfalls Tee. Auf die Frage: „Welchen Tee hätten Sie gerne?“ fragte ich: „Haben Sie auch grünen Tee?“ – „Natürlich.“
Ich bekam meinen „grünen Tee“ und habe ihn auch getrunken. Doch Sie werden es kaum glauben: Es war Pfefferminztee (natürlich ebenfalls im üblichen Beutel)! Gibt es da noch Steigerungen?
Die Gastronomen verdienen an dieser Art Tee richtig Geld. Was so ein Billigbeutel kostet, ist kein Geheimnis – und dann braucht es nur noch heißes Wasser und keine komplizierten teuren Maschinen. Und so hoffe ich immer wieder, endlich einmal nicht enttäuscht zu werden – man soll die Hoffnung ja nie aufgeben!
Da kann ich Ihnen als versierter Teetrinker nur zustimmen!
Im Jahr 2009 berichte ich in ähnlicher Angelegenheit über ein Erlebnis, das allerdings aus der Mitte der 90er Jahre datiert:
http://www.zweitgeist.net/2009/06/tee-im-cafe/