English for DIOKs

Soeben habe ich ein Schild dieses Inhalts in der Stadt Achim gesehen:

„Englisch für Kinder von drei Monaten bis 14 Jahren“.

Dass aufstrebende Eltern ihren Kindern am liebsten schon im Kindergarten Englisch angedeihen lassen möchten, ist mir inzwischen zu Ohren gekommen. Dass man seine Kinder im Alter zwischen 16 und 18 Jahren tunlichst ein Jahr an einer US-amerikanischen Universität verbringen lassen sollte, davon habe ich auch schon gehört. Dass auch Senioren Englisch lernen wollen, ist mir ebenfalls geläufig.

Dass nun aber schon Babys und Kleinkinder mit der Sprache der modernen Weltfriedensstifter und Weltwirtschaftsgestalter jenseits des Atlantiks beschallt werden sollen, ist mir neu.

Doch ich bin mir sicher, dass das Angebot angenommen wird – besonders von jenen aufstrebenden und ehrgeizigen „Yuppies“ oder DIOKs (double income one kid), die, koste es, was es wolle, nach „oben“ wollen.

Ich sehe sie schon vor mir, die engagierten Muttis, wie sie ihre Säuglinge morgens in aller Frühe in dieser „Sprachschule“ zum Beschallen abgeben um danach selber des Englischen nur mäßig mächtig mit ihrem „Van“ in Richtung „Office“ zu „cruisen“, wo sie bereits ein „Team“ von „Leadern“ im „War Room“ (ja, so heißen die Besprechungszimmer mancherorts heute neuerdings) zum „Briefing“ erwartet. Später dürfen Sie dann an ihrem „Desk“ ein „Memo“ schreiben, aber erst nachdem sie ihren PC „gebootet“ und ihren „Mail Account“ „gecheckt“ haben.

Brave new world!

Dieser Beitrag wurde unter Modernes Leben abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu English for DIOKs

  1. Hans-Werner Kleindiek sagt:

    moin, moin Herr Heidtmann,

    da schwimmen wir mal wieder auf einer Wellenlänge – darüber rege ich mich ständig auf (habe nur bisher vermieden etwas lauter zu werden – man wird ja dann doch sehr bemitleidend und weltfremd angesehen).
    Wenn man heute mal alles näher besieht, was alles auf einen so herabrieselt (insbesondere auch über die Medien), dann muss man sich doch sehr ernst fragen: in welchem Land leben wir überhaupt, und wessen Sprache sprechen wir????
    Man versteht kaum noch einen Satz ohne ein Lexikon zu benutzen, und da geben Leute Kommentare von sich, die kaum ihrer Heimatsprache mächtig sind. Nun kommt auch noch die erste Fremdsprache im Säuglingsalter hinzu. Unsere Kinder wachsen in einem sprachlichen Kauderwelsch auf den niemand mehr versteht. Ich befürchte, dass sie am Ende keine Sprache richtig beherrschen.
    Es kommt jedoch ein weiteres Problem hinzu: an unser Personal in den KITAS, Kindergärten und was es da sonst noch so alles gibt, werden immer höhere Anforderungen gestellt, die kaum noch zu leisten sind. Die Bezahlung ist unter aller Würde (wie bei allen Dienstleistungsberufen in denen es um Pflege und Fürsorge von Menschen geht (ob nun jung oder alt)) und die Arbeitszeiten immer weiter ausgedehnt. Scheinbar werden heute nur noch Kinder geboren, um sie dann möglichst schnell irgendwohin abzuschieben, damit sie dann entsprechend der Anforderungen der Gesellschaft erzogen werden (das hatten wir doch schon einmal?).
    Nun denn, dann können die Erzieher/innen ja zukünftig beim Wickeln der Säuglinge schon mal den Englischunterricht durchziehen, damit anschließend der nahtlose Übergang in den Computerkurs anschließen kann – ach ja, und dann muss ja irgendwann auch noch der Geigenunterricht und der Tenniskursus in den Stundenplan passen.
    Bleibt nur noch die Frage zu klären: wann dürfen diese Kinder eigentlich noch Kinder sein – krativ sein – spielen und ganz normal sich austoben in der Natur??????

    Was hatten wir „armen Alten“ doch für eine schreckliche Kindheit – wir hatten nichts – waren trotzdem glücklich und kannten uns in unserem Viertel bestens aus – haben Spiele gespielt, die heute keiner mehr kennt (weil aus der Not und dem Nichts geboren) – und wussten aber sehr genau, wo Obst und Gemüse herkommen und das eine Kuh nicht lila ist.
    Herzliche Grüße
    Hans-Werner Kleindiek

Kommentare sind geschlossen.