Auge um Auge?

Man muss erst nicht einen Menschen töten, um selber getötet zu werden. Es reicht offenbar, wenn man „Hass predigt“.

Anwar al-Awlaki war angeblich einer der meistgesuchten Terroristen. Er soll vergangene Woche im Jemen getötet worden sein. Nach offiziell nicht bestätigten Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija starb er durch die Attacke einer unbemannten US-Kampfdrohne.

In seinen Hasspredigten soll Al-Awlaki mehrfach zur Tötung von Amerikanern aufgerufen haben. Die USA  führen ihn deshalb auf einer schwarzen Liste von Terroristen, die „tot oder  lebendig“ gefasst werden sollen.

Der „Extremist“ wurde 1971 als Sohn jemenitischer Eltern in den USA  geboren. Er besitzt die US-Staatsbürgerschaft, das macht die Sache auch rechtlich kompliziert, weil er als amerikanischer Bürger unter dem Schutz der Verfassung stand.

Die Sache wir noch komplizierter, wenn man sich klar macht, dass er keinen „richtigen´“ Krieg  geführt hat und auch von keinem Militätgericht abgeurteilt worden ist. Das ist rechtliche Dunkelstzone. Die Tötung war mithin „außergerichtlich“ und „außerrechtlich“. Es war letztlich „illegale Liquidation aus dem Hinterhalt“ schreibt Jochen Bittner „DIE ZEIT“.

Der Zweitgeist fragt sich, wohin es führt, wenn ein angeblich demokratisch verfasstes Land, Gleiches mit Gleichem vergilt und sich über jedes Recht und Gesetz hinwegsetzt? Schaffen wir so Frieden, indem wir unsere vermeintlichen „Feinde“ präventiv töten?

Der Grat ist zugegeben schmal. Doch wann ist ein Prediger ein „Hassprediger“? Reicht das gesprochene Wort tatsächlich schon, um dafür getötet zu werden?

Damit kein Missverständnis entsteht: Wer angegriffen wird, darf, kann, soll, muss sich verteidigen. Terrorismus – ganz gleich aus welcher Ecke – ist eine reale Bedrohung, gegen die sich jeder Staat wehren muss – und wer eine Straftat begeht, gehört vor ein Gericht gestellt! Doch archaische und attavistische Reflexe helfen garantiert nicht weiter – schon gar nicht bei fanatisch fundierten Gruppen.

Terroristen schlagen auf fast allen Erdteilen zu. Die Einen morden im Namen Allahs, die Anderen töten im Namen des christlichen Abendlands, die Dritten kämpfen für ein Land, in dem nur Juden leben sollen. Macht Monotheismus intolerant? Nein, meint Burkhard Weitz in der neuen Ausgabe von chrismon:

Gewälttätig sind nicht nur die Anhänger montheistischer Religionen. Auch Hindutäter begründen ihre Verbrechen religiös. Selbst buddhistische Militärs in Birma foltern  und töten friedfertige Menschen. Jede noch so friedfertige Religion kann Übertätern zur Legitimation dienen. Aber die die Ursachen für Terrorismus sind in der Regel Armut, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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Eine Antwort zu Auge um Auge?

  1. Claus sagt:

    Hmm, warum töten denn Amerikaner gern diese „Feinde“, ohne sie zu befragen, ohne die Hindergründe zu beleuchten, ohne Kommentar?
    Was ist denn Terrorismus?
    Wenn ein Land in ein anderes einfällt und irrwitzige Gründe dafür nennt, die belegbar falsch sind, ist das nicht der wahre Terrorismus?

    Ursachen für Terrorismus, bzw. Ursachen für Kämpfe, Auseinandersetzungen und Kriege sind mMn. aben nicht der Hunger oder die Armut, sonder Gier nach Macht und Ressourcen.

    Noch eine „dumme“ Frage: Wo kommen denn die Leute her, die heute die „Bösen“ sind? Kann es sein, dass sie vorher aufgebaut und unterstützt wurden, z.B., um in ihrer heimat bestimmte Machtstrukturen zu schaffen oder zu erhalten?

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