Papstbesuch

Wir erwarten hohen Besuch in unserem Lande: Der Papst kommt nach Deutschland.

Die unterschiedlichsten Meinungen prallen aufeinander und geben ein Stimmungsbild, wie es bunter nicht sein kann. Nun, das passt in die Jahreszeit des Herbstes und ist sogesehen wohl völlig normal und richtig.

Nun gibt es aber eine Einladung in den Bundestag, die offensichtlich schon lange bekannt ist und auch von allen gebilligt wurde. Doch plötzlich meldet sich bestimmte Politiker verschiedener Parteien und wollen den Besuch durch Nichterscheinen boykottieren. Ich meine, unsere Politiker/innen bugsieren sich damit ins Abseits und die Schublade „schlechten Benehmens“.

Man mag den Mann mögen oder nicht, man mag ein differenziertes Verhältnis zu diesem Amt haben, man mag ein gespaltenes Verhältnis haben zur Kirche und zum Verhalten der hohen Würdenträger im Bezug auf manche heiklen Themen, man mag Atheist sein oder nur den einen Glauben haben, dass fünf Pfund Rindfleisch eine gute Suppe geben.

Doch es liegt eine offizielle Einladung vor und der Mann ist Gast im Bundestag. So geht man mit seinen Gästen nicht um! Aber an Anstand und Benehmen, gutem Ton und fairem Umgang fehlt es unseren Volksvertretern/innen schon lange – nur darum geht es mir bei diesem Thema.

Da ich evangelisch bin, habe ich ganz ein sehr gespaltenes Verhältnis zu diesem Amt (in der neusten Ausgabe der Chrismon plus steht ein sehr interessanter Beitrag von Arnd Brummer zu dem Thema katholisch/evangelisch). Auch habe ich meine Probleme mit der Person des Papstes. Da ich seit 30 Jahren in einem Oekumeneausschuss mitarbeite, stoßen bei mir sehr viele Äußerungen gerade aus dem Mund dieses Mannes auf Unverständnis. Natürlich weiß ich um die unendlichen Fehler, die im Namen der Kirche begangen wurden und werden. Diese Fehler werden von Menschen begangen – Menschen wie Sie und ich – das hat noch lange nichts mit meinem Glauben zu tun.

Dennoch muss ich mich wiederholen: Er ist Gast – und allemal zeugt man seinem Gast den entsprechenden Respekt und hört zu, was er zu sagen hat. Wenn ich bedenke, wie viele Verbrecher und Mörder der politischen Ebene in den Parlamenten große Reden schwingen und viele Hände schütteln (nehmen wir nur die jüngsten Beispiele Libyen/Syrien/Ägypten – auch von unseren Damen und Herren der Politik), und was diese selber schon alles verzapft haben und von sich geben – dann müsste das Volk jede Wahl komplett boykottieren.

Dieser Beitrag wurde unter Gastbeitrag abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Papstbesuch

  1. Lieber Herr Kleindiek,

    was das Thema Umgangsformen betrifft, bin ich mit Ihnen einer Meinung.

    Da es sich hier jedoch um eine offzielle Veranstaltung aus dem politischen Leben handelt, bin ich der Meinung, dass anders als im privaten Bereich man seine abweichende politische Meinung durchaus auch durch Abwesenheit kundtun kann.

    Gerade diese Form von Demonstration ist für mich ein wichtiges demokratisches Element. Solche Formen des Protestes sind der Ausdruck einer lebendigen Demokratie. Das ist ja etwas ganz anderes als „Randale“.

    Pluralismus lebt nun einmal von unterschiedlichen Meinungen, die man expressis verbis kundtun kann – oder eben durch Schweigen bzw. Abwesenheit.

    Der Begriff Boykott geht ja zurück auf Charles Cunningham Boycott, einem in Irland lebenden englischen üblen Grundstücksverwalter, der durch eine durch die irische Landliga 1880 organisierte Aktion während des Land Wars unterlag und keine Pächter mehr fand.

    Deshalb bin ich beim Papstbesuch vollends damit einverstanden, dass einige Abgeordnete den Plenarsaal verlassen und die Veranstaltung auf diese Weise boykottieren.

  2. Hans-Werner Kliendiek sagt:

    Ihr Kommentar und Ihre Reaktion waren mir natürlich klar – es ist auch gut, dass Sie es auf diese Weise noch einmal formulieren konnten – dennoch erlauben Sie mir – ich kann es nicht anders ausdrücken – bin ich in einem Punkt anderer Meinung.

    Wenn es eine offizielle Einladung gibt – ob jetzt privat oder wie auch immer – ich in einer offiziellen Anfrage mich dafür entscheide und dieses auch so sage, dann tut es mir leid – ist es für mich persönlich untererträglich, wenn ich diese Form der Abstimmung für mich nutze, um den eingeladenen Gast ganz gezielt zu beleidigen, denn so empfinde ich diesen Akt. Das hat für mich auch nichts mehr mit Demokratie zu tun – wohlgemerkt, es hat für mich auch nichts mit dem Papst oder irgendeiner anderen Person zu tun. Es gut mir ausschließlich um das Verhalten.

    Ich werde jetzt noch ein wenig provozierender: Ich will meine Schwiegermutter zu einem Fest einladen. Ich weiß, dass es sehr problematisch ist und meine eigene Familie eigentlich dagegen ist (warum auch immer, sei dahin gestellt). Aus diesem Grund stelle ich an die Familie eine entsprechende Frage: „Ich möchte sie gerne einladen – habt ihr etwas dagegen?“ Alle stimmen zu – also einladen.

    Ich lade ein und Schwiegermutter freut sich. Sie kommt, wir begrüßen sie und die Familie macht auf dem Absatz kehrt und verlässt das Haus. Jeeder weitere Kommentar erübrigt sich (nach meiner Meinung), denn wie schon bemerkt: Vergessen Sie, dass es in dem Fall der Papst ist; ich hatte angemerkt, dass ich mit dem Amt und ganz besonders mit dieser Person ein Problem habe.

    Das ist für mich keine Demokratie und ein höchst unsauberes Mittel, meine Meinung kundzutun. Ich hätte diesbezüglich jede Menge anderer Beispiele zitieren können. Ich akzeptiere Ihre andere Meinung, doch mit Demokratie hat das für mich nichts zu tun. Aber ich bin auch nicht so belesen und so intelligent, jetzt die genaue Übersetzung und Auslegung für das Wort Demokratie zu kennen – sicher liegt dort bereits der Fehler im Verstehen.

    Und natürlich, das spüren Sie schon sehr richtig – geht es mir um die Kirche und meinen Glauben – doch die Kirche ist für mich nicht katholisch.

    Aber wir beide wissen ja, dass wir in dieser Meinung etwas auseinander gehen 🙂

  3. Ihr Beispiel, schön und gut, ich weiß aber nichts über den Prozess der Einladung und ob das „Hohe Haus“ dazu seinen Mitglieder befragt hat. Das „unterstellen“ Sie ja quasi.

    Und wir sind uns doch darin einig, dass unabhängig von den Greueln der Vergangenheit die katholische Kirche obsolet, nicht mehr zeitgemäß ist, ja,
    was Humanität und Fortschritt betrifft, schon lange abgeschafft gehört, abgesehen von ihren Intrigen überall in der Welt gegen das Judentum, gegen den Islam usw.

    Das passt doch nicht, die Abschaffung der Burka in Afghanistan usw. fordern und seine eigenen Leute zölibatär in Kutten rumlaufen lassen. Wissen Sie warum es das Zölibat wirklich gibt: Ganz einfach, damit der eventuelle Besitz in den Schoß der Mutter Kirche (zurück-) fällt und nicht etwa vererbt wird.

    Über „Demokratie“ kann ich Ihnen einiges erzählen:
    Zunächst einmal bedeutet es aus dem Griechischen übersetzt „Volksherrschaft“, wie wir alle wissen. Doch wie ich an anderer Stelle bereits ausführte handelte es sich nur vordergründig um die Herrschaft des Volkes. Im Hintergrund sitzen die immer gleichen Mächte an den Hebeln – das war im Dritten Reich übrigens auch nicht anders.

    Und wenn dann mal tatsächlich „das Volk“ herrscht, wird mir angst und bange: Denn nichts fürchte ich mehr als den Plebs, den Pöbel! Dessen bedienen sich die Mächtigen nämlich immer in autoritären Systemen. Denn die Hände macht man sich nimmer selber schmutzig.

    Habe gerade Hans Fallada „Jeder stirbt für sich allein“ hinter mir, da wird die Grausamkeit der pervertierten Macht so elendig deutlich::
    http://www.meinebuecher.net/2011/09/hans-fallada-jeder-stirbt-fur-sich-allein/

    Aber Volksherrschaft kann man ja auch anders auslegen als Herrschaft DES Volkes, es erweist sich doch auch bei uns, dass es sich eher um eine Herrschaft ÜBER das Volk handelt. Alle vier Jahre ein Kreuz machen, das soll Volksherrschaft sein? Jede Einmischung des Bürgers in die Arbeit der (zeitlich gewählten) Herrschenden wird doch vehement abgelehnt (zB Plebiszit).

    Nein, da bin ich viel zu nüchtern und belesen; das mit der Volksherrschaft ist ein Märchen, ganz so wie der „liebe Gott“, den es so natürlich nicht gibt. Denn was war vor dem Christentum? Waren die Religionen der Mayas, Inkas, Griechen, Germanen usw. untauglich? Könnte es sich also nicht eines Tages erweisen, dass auch die christlichen Götter (Dreieinigkeit) ebenso „obsolet“ sind, wenn andere Götter deklariert werden?

    Dass es eine wie auch immer geartete und uns unerkennbare Struktur in diesem Universum gibt, dass ahne ich, aber das hat so gar nichts mit dem Papst usw. zu tun.
    Die christliche Kirche ist Menschenwerk. Der „Stellvertreter Christi auf Erden“ einen „un-glaubliche“ Anmaßung!

    Letztlich geht es immer nur um das Eine: Macht.

Kommentare sind geschlossen.