Ein Gott kommt selten allein

Die Welt ist nicht vollkommen – dagegen hilft zum Beispiel der Glaube. Denn „Glaube ist Liebe zum Unsichtbaren.“ (J. W. v. Goethe)

Insgesamt spricht wenig gegen Glauben, aber einiges gegen Religion: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.“ (Karl Marx)

Religionen fallen nicht vom Himmel, sie sind Menschenwerk. Was Menschen zu ihrer Zeit regional vorfanden, haben sie in der Regel zu ihrer je eigenen Weltsicht (vulgo Religion) zusammengebastelt: Die Inka, die Maya, die Japaner, die Chinesen, die Germanen, die Juden, die Araber usw.

Im Laufe der Zeit haben sich u. a. daraus immer mehr Verästelungen, Kirchen, Glaubensgemeinschaften, Zirkel, Bünde usw. gebildet. Auch der spätmoderne Mensch will sich religiös vergewissern. Der neue Trend im Zeitalter des totalen Individualismus heißt, „Jeder ist seine eigene Kirche“, jeder hat seinen eigenen Gott – und braucht dazu weder Kirche noch deren Gott. Believing without belonging. Die kathlische Kirche hat angesichts dieser Tendenzen gerade die Reißleine gezogen und erklärt, dass wer keine Kirchensteuer zahle, auch kein Mitglieder der katholischen Glaubensgemeinschaft sei und damit auch keinerlei „Leistungen“ abrufen könne – pay and pray!

Die neue Spiritualität gehorcht dem zeitgeistigen Patchwork-Gedanken: Man nehme, was einem gefällt: Fasten zu Ostern, Yoga im Shrein, Pilgern auf dem Jakobsweg, Schutzengel zur privaten Angstbewältigung, Ruhe im Kloster, Zen-Meditation im Feng-Shui Hotel, Heilsteine, iGing oder Tarotkarten.

Eine christliche Theologin sagte neulich, sie habe Schwierigkeiten mit der buddhistischen Lehre, angesichts der Tatsache, dass man sein Karma ständig verbessern müsse, um nicht zB als Wurm, sondern als Mensch wiedergeboren zu werden. Doch erscheint das „ewige Leben“ des christlichen Glaubens auch kein durchgehend attraktives Gedankenkonstrukt und die christliche Hölle schon gar keine geeignete Alternative zur Reinkarnation. Auch sah man nie eine Ergebnistabelle, wie viele Christen denn nun prozentual in der Hölle schmoren und wie viele in den Himmel kamen. Kein Wunder, denn „Glaube ist Vertrauen auf das Unmögliche und Unwahrscheinliche“ (J. W. v. Goethe).

Mit dem Wissen und Erkennen ist keine Gottheit greifbar. Mit dem Verstand kommt man der Sache schon gar nicht bei. Soll man ja auch nicht, wir spüren ja immer noch die Folgen des Rauswurfs aus dem Paradies und das nur, weil Eva das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, missachtete. Doch auch „Die Aufklärung des Verstandes macht zwar klüger aber nicht besser“ (Friedrich Hegel). Und wie hieß eigentlich das Christentum vor Christus? Und wieso legen die monotheistischen Religionen alle so viel wert auf ihren Alleinanspruch? Haben sie Angst vor der Konkurrenz?

Waren die hoch zivilisierten Ägypter, Griechen oder Römer dümmere oder schlechtere Menschen, weil sie an so viele Göttern glaubten? Waren die hoch zivilisierten Systeme der Inkas und Mayas nicht in der Lage das „richtige“ Gottesbild auszuprägen, wenn sie an ihren Sonnengott glaubten? Mit welchem Recht und mit welcher Anmaßung nimmt das Christentum an, sein Gott sei der Einzige, Wahre, Richtige? „Wenn es Gott gäbe, bräuchte er keine Priester„, lässt Albert Camus einen seiner Protagonisten sagen. Und wenn man die verschiedenen Götter vergangener Kulturen als „nachweislich“ nicht existent und erfunden abtut, warum sollte es dem Christengott in naher Zukunft anders ergehen? Mit jedem Versuch der Erklärung vergrößert sich die Verklärung.

Wer gar die katholischenKirche inklusive ihres Pomps und Papstes für obsolet hält, lebt gefährlich: Mit Andersglaubenden, Abweichlern ist die christliche Kirche wenig zimperlich umgegangen. Als „Ketzer“ wurden die meisten bei lebendigem Leibe verbrannt, wie Jan Hus im Jahre 1415 – das zeugt von wenig Toleranz und Barmherzigkeit.

Da stehen wir nun. Ein wahres Dilemma. Offenbar nicht nur für Agnostiker: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und der Same geht auf und wächst, er weiß nicht wie.“ (Markus 4,26-27)

Also vermuten wir einfach mal, dass alles Irdische der Natur unterworfen ist, in der es weder Gut noch Böse, weder Recht noch Pflicht gibt und dennoch System hat. Übrigens: Die Natur kennt auch keine Katastrophen.

Dieser Beitrag wurde unter Philosophie, Religion abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Ein Gott kommt selten allein

  1. Michael Wessel sagt:

    Michael sandte mir gerade den folgenden passenden Beitrag,
    Quelle http://www.witze-blogger.de/witze4436/alle-witze/bonusfrage-in-einer-klausur-ist-die-hoelle-exotherm-gibt-waerme-ab-oder-endotherm-absorbiert-waerme

    Ist die Hölle Endotherm oder Exotherm?

    Im folgenden eine wirklich gestellte Frage im Abschlußtest Chemie der UNI
    Maynooth (Grafschaft Kildare, Irland).

    Die Antwort eines Studenten war so “tiefschürfend”, daß der Professor sie seinen Kollegen nicht vorenthalten wollte und über das Internet verbreitete, weshalb wir uns nun ebenfalls darüber amüsieren dürfen.

    Bonusfrage: Ist die Hölle exotherm (gibt Wärme ab) oder endotherm (absorbiert Wärme)?

    Die meisten Studenten mutmaßten mit Hilfe von Boyles Gesetz, daß sich Gas beim Ausdehnen abkühlt und die Temperatur bei Druck sinkt oder etwas in der Art. Ein Student allerdings schrieb folgendes:

    Zuerst müssen wir herausfinden, wie sehr sich die Masse der Hölle über die Zeit verändert. Dazu benötigt man die Zahl der Seelen, die in die Hölle wandern und die Zahl jener Seelen, die die Hölle verlassen. Ich bin der Meinung, daß man mit einiger Sicherheit annehmen darf, daß Seelen, die einmal in der Hölle sind, selbige nicht mehr verlassen. Deswegen verläßt keine Seele die Hölle. Bezüglich der Frage, wieviele Seelen in die Hölle wandern, können uns die Ansichten der vielen Religionen Aufschluß geben, die in der heutigen Zeit existieren.

    Bei den meisten dieser Religionen wird festzustellen sein, daß man in die Hölle wandert, wenn man ihnen nicht angehört. Da es mehr als nur eine dieser Glaubensbekenntnisse gibt und weil man nicht mehr als einer Religion angehören kann, kann man davon ausgehen, daß alle Seelen in die Hölle wandern. Angesichts der bestehenden Geburts- und Todesraten ist zu erwarten, daß die Zahl der Seelen in der Hölle exponentiell wachsen wird.

    Betrachten wir nun die Frage des sich ändernden Umfangs der Hölle. Da laut Boyles Gesetz sich der Rauminhalt der Hölle proportional zum Wachsen der Seelenanzahl ausdehnen muß, damit Temperatur und Druck in der Hölle konstant bleiben, haben wir zwei Möglichkeiten.

    1. Sollte sich die Hölle langsamer ausdehnen als die Menge hinzukommender Seelen, wird die Temperatur und der Druck in der Hölle so lange steigen bis die ganze Hölle auseinanderbricht.

    2. Sollte sich die Hölle schneller ausdehnen als die Menge hinzukommender Seelen, dann werden Temperatur und Druck fallen, bis die Hölle zufriert.

    Welche der Möglichkeiten ist es nun?

    Wenn wir Sandras Prophezeihung miteinbeziehen, die sie mir gegenüber im ersten Studienjahr geäußert hat – nämlich, daß “es in der Hölle ein kalter Tag sein wird, bevor ich mit dir schlafe” – sowie die Tatsache, daß ich gestern mit ihr geschlafen habe, kommt nur Möglichkeit Zwei in Frage.

    Deshalb bin ich überzeugt, daß die Hölle endotherm ist und bereits zugefroren sein muß.

    Aus der These, wonach die Hölle zugefroren ist, folgt, daß keine weiteren Seelen dort aufgenommen werden können und sie erloschen ist … womit nur noch der Himmel übrigbleibt und die Existenz eines göttlichen Wesens beweist – was wiederum erklärt, warum Sandra gestern Abend die ganze Zeit “Oh mein Gott” geschrien hat.

    Dieser Student erhielt als einziger einen Einser.

Kommentare sind geschlossen.