In memoriam – Helmut Heiland

Foto: kh

Im Jahre 1972 lernte ich während meiner Bundeswehrzeit Helmut Heiland kennen. Helmut kam aus dem Ort Steinkrug, ein Orsteil von Wennigsen am Deister.

Wir haben viele Jahre auch noch nach der gemeinsamen Dienstzeit Kontakt gehalten, ein reger Briefwechsel ist dokumentiert. Helmut war gelernter Kaufmann und hat zeitlebens beim Spanplattenhersteller Bison in Springe gearbeitet.

Helmut war überaus kultiviert, stets top gekleidet, alles blitzsauber und kulturell umfassend interessiert. Sein großes Leid: Er fand keine zu ihm passende Frau. Vielleicht hat er als später Nachkömmling von drei Kindern zu lange bei seinen Eltern gelebt. Vielleicht war er einfach auch etwas maniriert? Helmut war kein Mann, dem die Frauen hinterherliefen. Dabei hatte er alle Eigenschaften, die einen treuen Freund oder Partner je auszeichnen können!

Vor etwa 15 Jahren befiel Helmut plötzlich eine tiefe Depression. Für mich eine völlig neue Erfahrung mit diesem positiv denkenden, stets humorvollen Freund. Er hatte gerade ein Haus gebaut und wollte aus dem ehemaligen Elternhaus dahin umziehen. Lange dauerten der Bau und die Einrichtung des Hauses. Eines Abends rief er mich an und teilte mir mit, er könne da nicht einziehen. Es ginge einfach nicht.

Ich habe versucht, ihn aufzubauen, ihm Hilfe angeboten, mich schlau gemacht über  das Thema Depression. Wir haben viel telefoniert. Nur zu ihm hingefahren bin ich nicht – das hätte ich vielleicht tun sollen.

Er schien sich nach einigen Wochen und Monaten von diesem Depressionsanfall erholt zu haben, als ich die telefonische Nachricht erhielt, dass er sich das Leben genommen habe. Ich war tief bestürzt. Im Nachhinein ist mir klar geworden, wie einsam er war – sein Vater war vor einigen Jahren gestorben, seine geliebte Mutter dement im Heim.

Vielleicht war ich sein einziger Freund? Hätte ich mehr für ihn tun können? Ich weiß es nicht. Ich weiß seitdem nur, dass man noch achtsamer mit seinen Freunden, mit nahen Menschen überhaupt, umgehen sollte.

Vor einigen Tagen war ich erstmals nach der Beerdigung wieder an seinem Grab. Die lieblose und schiefe Anbringung seines Namens mit Klebebuchstaben hat mir die Sprache verschlagen. Wer hat das übers Herz gebracht? Helmut hat immer gut verdient, eifrig gespart und gewiss genug Geld hinterlassen. Sogar im Tode erfuhr er offenbar nur wenig Liebe.

Ich habe daher beschlossen, ihm eine Grabplatte machen zu lassen. Das ist das Mindeste, was er als mein stets treuer Freund über einen Zeitraum von fast 25 Jahren verdient hat.

Am 3. Juli 1996, also heute vor 15 Jahren ist Helmut gestorben. Geboren wurde er am 2. August 1952.

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