Jochen Voigt ist ausgewiesener Fachmann (nicht nur) für dieses Thema. Meine Ausführungen basieren u.a. auf eine von ihm herausgegebene Dokumentation (Sonderdruck von „Der Holznagel“ zur Ausstellung im Kreismuseum Syke) aus dem Jahre 2001.
Zwischen Hoya und Syke wurde in den Jahren 1882-88 das „Meliorationsprojekt Bruchhausen-Syke-Thedinghausen“ von Wiesen und Äckern angelegt. Dazu brauchte man nur Hochwasser der Weser und jede Menge Kanäle. Das Land wurde dabei im Winter zur Düngung kontrolliert für einige Tage mit Weserwasser überflutet und das Wasser danach wieder systematisch abgeleitet.
Die erste Bewässerung fand im Jahre 1889 statt. Das Meliorationsgebiet umfasste 4600 ha. Allein der Hauptkanal war 26,8 km lang und hatte 12 Schleusen. Die Gesamtlänge aller Wasserläufe betrug 375 km, 82 km die Deiche, es entstanden 524 Stauanlagen, 85 Brücken und 116 km Wege. Dazu kamen Düker und Schleusenwärterhäuser – ein Mammutprojekt, das 3,3 Mio. Mark verschlang und von der Meliorationsgenossenschaft unterhalten wurde.
Heute macht man das in Trockenwirtschaft mit Kunstdünger. Die alten Kanäle sind aber
zum Teil noch erhalten – wild-romatisch auch das eine oder andere Schleusenwärterhaus im roter Ziegelbauart. Zur Zeit wird gerade (mit EU-Mitteln) versucht, den Hauptkanal touristisch für Kanufahrer herzurichten.
Der Hauptkanal zweigte einst in Hoya von der Weser ab und verlief dann in nordwestlicher Richtung über Hoyerhagen, Bruchhausen, Süstedt bis Okel. Wir haben uns die erste Teilstrecke bis Stapelshorn bzw. Bruchhausen angeschaut. Demnächst wollen wir die zweite Teilstrecke erkunden.
Ganz nebenbei hat mir Jochen noch den geographischen Mittelpunkt Niedersachsens gezeigt (siehe Foto oben), das Schloss in Bruchhausen und über 100 alte Obstbäume, die ein ehemaliger Schleusenwärter am Hauptkanal auf einer Uferlänge von 2 km angelegt hat. Das war ein sehr informativer und entspannter Abend, für den ich Jochen Voigt herzlich danke. Wir haben ihn würdig bei einem Glas Bier und zünftigen Bratkartoffeln mit Sülze im Bruchhauser „Schloßstübchen“ (Gastholf Lamke) abgeschlossen.
Ich kann nur jedem Heimatinteressierten empfehlen, sich dieses historische Bauwerk einmal anzuschauen. Die Landschaft ist herrlich, alles ist ruhig, die Natur nahezu unberührt, die Wege ausgebaut und auch für eine Radtour geeignet. Jochen brachte es auf den Punkt: „Man ist plötzlich wie in einer ganz anderen Welt!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Doch dieser Nachtrag: Mit europäischen Mitteln wurde nun ein Tourismusprojekt realisiert, bei dem man den Meliorationshauptkanal paddeln oder radelnd erschließen kann. Informationen und Kartenmaterial gibt es in den Rathäuser von Bruchhausen-Vilsen, Hoya und Thedinghausen.
Danke für das große Lob! Und ich darf noch auf http://www.meliorationshauptkanal.de hinweisen, da kann man noch etwas über die Geschichte dieses einmaligen Projekts nachlesen.