Unser erstes Auto war ein Lloyd LP 400 S, auf dem Foto m. E. noch mit dem Kennzeichen der britischen Besatzungszone zu sehen.
Unter der traditionsreichen Bezeichnung „Lloyd“ brachte die „Lloyd Maschinenfabrik“ im Mai 1950 zunächst den Kleinwagen LP 300 auf den Markt, dessen Karosserie wegen der damals herrschenden Materialknappheit aus Sperrholz bestand, das mit Kunstleder überzogen wurde. Sein Spitzname: „Leukoplast-Bomber“. Im Volksmund hieß: „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd.“ (Wir konterten: „Wer den Tod noch lieber hat, fährt Goliath!“). Das Auto wurde von einem 300 cm³ großen und 10 PS starken Zweitakter angetrieben!
1953 wurde der Lloyd 400 mit einem auf 400 cm³ (13 PS) vergrößerten Motor gebaut. Auch dieser wurde bis Oktober 1954 mit einer Sperrholz-Kunstleder-Karosserie gefertigt und erst danach nach und nach durch Stahl ersetzt.
Heute vor 58 Jahren hat mein Vater den „Lloyd 400 LP S“ gekauft, sogar damals schon -man staune – mit einigem optionalen „Zubehör“ wie einem „Außenspiegel“ und einer „Abgasanlage“!
Auch damals noch „lange“ Reisen von über 300 Kilometern zur niederländischen Verwandtschaft, die angesichts schlecht ausgebauter Straßen und einer erinnerten Spitzengeschwindigkeit von 85 km/h sechs Stunden dauerten, bewältigte das kleine Gefährt problemlos, auch wenn der Volksmund damals unkte: „Der Lloyd steht am Berg und heult!“ – was in Anbetracht des Motorengeräuschs nicht ganz unberechtigt war.
Ich erinnere mich auch an Fahrten mit sechs oder sieben Personen – Sicherheitsgurte lagen noch 20 Jahre voraus. Mir schien der Innenraum des Autos größer als heutige Autos – aber vielleicht lag das am Verhältnis zu meiner damaligen Körpergröße?
Die größte Reparatur war wohl ein Keilriemen. Brannte einer der Kolben mal fest, trat mein Vater die Kupplung und ließ sie mit Ruck wieder kommen, das soll angeblich funktioniert haben – kaum zu glauben.
Sieben Jahre hat uns das kleine zweitaktgetriebene Auto knatternd und ein blaues Rauchband hinterlassend in den 50er Jahren zuverlässlich transportiert. Danach erwarb mein Vater im Jahre 1960 eine „Arabella“ aus dem Hause Borgward.
Die Original-Rechnung ist noch erhalten:
moin, moin Herr Heidtmann,
toll Ihr Artikel – ich kann jedes Wort nachvollziehen und sprichwörtlich wieder erleben –
die Sprüche sehr vertraut – wir sagten dazu immer Papplloyd (was überhaupt nicht negativ gemeint war) – einer meiner Lehrer fuhr einen Lloyd –
und dann Borgward – die hatten ja richtig schöne Autos – ich erinnere z.B. auch das Goggomobil (einer meiner Verwandten hatte irgendwann so ein Auto – war bestens zufrieden – hat sehr lange gehalten – nur irgendwann gab auch er seinen Geist auf – ein neues Auto musste her, nur jetzt stellte sich ein nicht bedachtes Problem ein……. der Mann musste erst einmal einen Führerschein machen – den brauchte man für das Goggomobil offensichtlich nicht – also hat er entschieden: kein Auto mehr) –
mein erstes Auto (20 Jahre) war natürlich ein Käfer – gebraucht übernommen von meinem Bruder (hatte er schon gebraucht gekauft) – irgendwann zwischen Flensburg und Kiel ging dann die Maschine kaputt (190.000km) – es krachte mehrmals ganz fürchterlich und im Heck war alles voll Öl gespritzt – auf zwei Pötten rollte ich nach Eckernförde – mein Vater holte mich mit seinem Käfer ab – im Schrittempo konnte ich noch fahren bis er mich die letzten Kilometer abgeschleppt hat – am Sonnabend kam eine alte, gebrauchte Austauschmaschine rein und es ging weiter – ja, dass waren noch Autos – das Problem mit dem Keilriemen konnte man provisorisch für kurze Zeit mit einem Damenstrumpf (Nylon) lösen (sofern zugegen) – man konnte fast alles selber reparieren – und heute: nicht mal mehr eine Glühbirne selber auswechseln………
vielen Dank für die nette Geschichte, die dann sogleich Erinnerungen wachrufen konnte
Hans-Werner Kleindiek
Welch ein Luxus.
Kann mich nicht erinnern, wer in Sagehorn zu dieser Zeit ein Auto hatte. Wusste auch nicht, daß Heidtmanns schon so früh ein Auto hatten.
Wir bekamen erst ein Auto, nachdem mein Vater den Autoführerschein machte.
Das war in den späten 60er Jahren. Ein gebrauchter VW Käfer von Höper in Oyten.
Ein Fernsehern kam auch erst recht spät in unser Haus. Der war von Neckermann.
Ein Körting, natürlich noch schwarz/weiss. Als der dann später in die Jahre kam
musste man ihm immer ein paar Schläge verpassen damit er funktionierte.
Ausserdem klappte zu bestimmten Zeiten das Bild zusammen, weil die Spannung im
Sagehorner Stromnetz zusammenbrach.
Schuld waren die dünnen Freileitungsdrähte
des Überlandwerks.
Davor ist mein Vater täglich mit seiner NSU Quickly zu Tischlermeister Ahrens gefahren, der schon einen Fernseher hatten, um die Tagesschau zu sehen.
Heute sind alle Leitungen in der Erde verbuddelt.
In vielen Ländern der Welt sind noch alle Leitungen für Elektrizität oder Telefon
an Masten aufgehängt. Selbst in den USA gibt es noch überall ein Strippengewirr.
Bei den jährlich wiederkehrenden Hurricanes werde sie imer wieder zerstört und müssen neu installiert werden.
Welch ein fortschrittliches Deutschland.
Ja, mein Vater war ein „Innovator“ – er hat vieles immer als einer der Ersten im Ort gehabt: Grundig-Tonbandgerät, Yashica-Filmkamera (Doppel 8), Philips-TV – alles noch erhalten im Hause 55. Aber sonst war er eher sparsam.
Ich entsinne mich noch gut an die NSU Quickly Deines Vaters. Ich meine, dass dann später Dein Bruder damit rumgegurkt ist.
Der Trick mit dem Schlag auf dem Kasten hat bei fast allen Röhrengeräten geholfen, nur bei den modernen LCD-TV kannst Du auch das vergessen. Dafür sagen die Dir im Klartext, dass „ein Kurzschluss am USB-Stick“ vorliegt und Du diesen besser abziehen solltest – obwohl da gar keiner drin steckt.
Wer den Tod auf der Straße nicht scheut, fährt LLOYD…. kennt man ja. Mein Vater war begeisterter Isabella-Fahrer, ich auch. Leider war damit 1961 Schluss. Übrigens kenne ich Ulf Kaak ganz gut, der für die Kreiszeitung stets Erinnerungsgeschichten rund um Borgward ausgräbt und wohl demnächst dazu ein Buch herausbringt. Kürzlich waren er und ich unterwegs, ebenfalls Recherche, diess Mal in Sachen Hinrich Focke, Flugzeugbauer. Borgward-Industriegeschichte in HB-schönes Thema…. Was ‚kann‘ eigentlich die Regierung in HB, um dieses Land ‚zu entwickeln‘?
Sehr geehrter Herr Heidtmann,
mein erstes Auto als 19jähriger Oberprimaner (1968) war ein solcher Lloyd, der von unserem Schleusenmeister für drei Flaschen Schnaps abgegeben wurde, weil dieser 250er den TÜV nicht mehr bestanden hätte. Ich war damit für drei Wochen der erste und einzige Autobesitzer des altehrwürdigen Gymnasiums und die meisten Lehrer sahen das gar nicht gerne…
Ich habe nun eine Bitte an Sie: Würden Sie mir das Urheberrecht für dieses Foto für eine DVD für Demenzkranke als sog „Erinnerungsfoto“ zur Verfügung stellen?
Nicht nur ich würde mich sehr darüber freuen
Mit besten Grüßen
Bernd Robben