In memoriam – Werner Kattermann

Werner Kattermann

Werner Kattermann ist der Vater meines Freundes Dr. Dieter Kattermann.

Werner Kattermann wurde am 25. September 1921 geboren. Ich lernte ihn zur Zeit meines Studiums Ende der 70er Jahre kennen. Sein Sohn Dieter studierte Ökonomie, ich Kommunikation. Wir lernten einander beim „Uni-Sport“ kennen, Dieter war mit Freundin Gudrun liiert. Später haben wir dann jahrelang die traumhafte Wohnung in der Villa der Bleicherstraße 9 in Bremen geteilt.

Familie Kattermann stammt aus  Michelfeld im Kraichgau. Zunächst wohnte man jedoch in Heidelberg, später Neustadt an der Weinstraße. Der Name sagt es schon, hier besteht das Hauptnahrungsmittel aus vergorenem Traubensaft. Daraus ergeben sich gewisse Möglichkeiten und Verpflichtungen für die Pfälzer.

Dieters Vater hatte sich als Bundeswehroberst (Nachschub) bereits mit 59 Jahren pensionieren lassen. Denn als studierter Dipl. Kaufmann bewegten ihn noch viele andere Interessen. So las er zum Beispiel  leidenschaftliche gerne Reisebücher. Auch war er aktives Fördermitglied für den Wiederaufbau der Burg Spangenberg in Erfenstein.

Eines Tages , es muss Mitte der 80er Jahre gewesen sein, lud mich Dieter zu einem Wochenende in der Pfalz ein. Wir wohnten bei seinen Eltern in der Talstraße 335 im ersten Stock einer alten Gründerzeitvilla. Ich wurde dort sehr herzlich aufgenommen und selbstverständlich galt der erste Ausflug dem Lieblingslokal von Werner Kattermann, dem Forsthaus Breitenstein, seinerzeit tatsächlich bewirtschaftet vom dortigen, etwas deutsch-nationalen und als Mannsbild durchaus beeindruckenden Förster. Ich erinnere mich an deftiges Pfälzer Essen, an Saumagen, Leberknödel und grobe Bratwurst und an viele Schoppen Wein, gefolgt von einem „Trollschoppen“ und abschließendem Tresterschnaps aus dem Geheimschrank – danach erinnere ich mich an gar nichts mehr, nur, dass es sehr gesellig war.

Natürlich waren alle inzwischen eingetroffenen Freunde Dieters ebenfalls eingeladen – ein dionysisches Fest. Nachdem die Spangenburg soweit restauriert war, dass man auch dort Feste im Wirtsstubentrakt feiern konnte, sollen nach der Erinnerung von Sohn Dieter urwüchsig derbe mittelalterliche, bacchantische Gelage stattgefunden haben, die man in keinem Film hätte nachstellen können.

Durch Dieter habe ich dann nach und nach die Pfalz und den Pfälzer Wald kennengelernt – und dort Freunde bis zum heutigen Tage gefunden, allen voran Irma und Rudi Steigelmann, deren Sohn Thomas das Familienweingut Steigelmann vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen hat und heute sehr erfolgreich weiterführt.

Der Pfälzer Wald ist als Wandergebiet hervorragend erschlossen. Und weil die Pfälzer gerne essen und trinken, gibt es den vorbildlichen „Pfälzer Waldverein„, der nicht nur die Wege ausschildert, sondern auch ehrenamtlich eine Vielzahl von bewirtschafteten Hütten betreibt. Dort kann man für wenig Geld mit teilweise wunderschöner Aussicht einkehren – eine segensreiche Erfindung, die gleichzeitig den Verein finanziert.

Als wir seinerzeit sonntags wieder abreisten, bekamen wir von Werner Kattermann – großzügig wie in allen Dingen – mehrere Kartons Riesling „Haardter Mandelring – trocken“ mit. Ein vorzügliches Tröpfchen! Werner arbeitete in seiner Freizeit nämlich im Wingert seines ebenfalls pensionierten Bundeswehrkameraden Arthur Kaiser – und erhielt seinen Lohn in „Naturalien“ ausgezahlt. Der „Mandelring“ hat uns daheim in Bremen viele Jahre und Abende begleitet und inspiriert.

Dass Werner später noch zu Felix, dem Hund einer ausgewanderten Freundin Dieters kam, hat ihm viele Spaziergänge im Pfälzerwald beschert, ob mit oder ohne Einkehr, das ist nicht überliefert.

Dieters Eltern und ich haben, auch nachdem Dieter und ich nach dem Studium unterschiedliche Wege gegangen sind – Dieter arbeitet bis zum heutigen Tage für die GTZ, zur Zeit in Bolivien – Kontakt gehalten. Zu den Geburten unserer Kinder gab es immer einen sehr großzügigen Scheck von Werner – die Pension eines Obersten ist offenbar exzellent.

Dass Werner es verstanden hatte, neben seinem Familienleben in Neustadt noch ein zweites Leben mit eigener Wohnung in seiner Garnisionsstadt Germersheim zu führen, ist zeitlebens niemandem großartig aufgefallen. Das zeugt von Intelligenz, logistischem Können und großer Lebenslust gleichermaßen. Für seine beiden Kinder, Dieter und Iris hat er jedenfalls immer gut gesorgt. Nur seine herzensgute Frau Helga war oftmals wohl recht allein in der Talstraße, wenn der lebenslustige Werner mit oder ohne Hund unterwegs war.

Werner ist am 31. Mai 2002 gestorben – bei der Eröffnungsfeier für die WM 2002 im Fernsehen. Einfach beim Mittagessen mit dem Kopf auf den Tisch gesackt und Schluss. Ein würdiges Ende für einen echten Pfälzer und fast väterlichem Freund.

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4 Antworten zu In memoriam – Werner Kattermann

  1. Gudrun Cörper sagt:

    Werner Kattermann war mein Ersatzpapa, da ich mich sehr, sehr oft in der Talstraße 335 aufgehalten habe. Das lag auch daran, daß Iris Kattermann meine beste Freundin ist. Bei meinem ersten Besuch bei Kattermanns fragte mich Werner „Kommst du wegen „DER (Iris) oder wegen „DEM (Dieter). Ich wußte zuerst nicht genau, was er damit sagen wollte. Na, ja in diesem Fall wollte ich zu „DER“.

    Werner war immer sehr gastfreundlich und ich fühlte mich wie daheim.
    Wir drei wollten noch gemeinsam unsere Geburtstage feiern – hat leider nicht mehr sollen sein.

    Ich denke sehr oft an ihn und seine lebensbejahende Art.

    Gudrun Cörper

  2. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Liebe Gudrun,

    „lebensbejahende Art“ – das trifft es!

    LG Karl

  3. Meryl Ann (Billee) Manigault sagt:

    Als ich die sehr liebendige Beschreibung der lebenslustigen Person, Werner Kattermann las, kamen mir die Tränen in den Augen und ich habe ihn plötzlich sehr vermißt. Auch ich wurde sofort bei Familie Kattermann aufgenommen, nachdem ich zu meinem ersten Familienfest im Forsthaus Breitenstein eingeladen wurde, ca. 1984. Dieter hatte mich auf einem Fest bei Alexander Gerybadze 1983 kurz vor seinem und auch meinem Umzug aus Berlin nach Bremen und Hamburg kennengelernt. Wir waren nur kurze Zeit ein Paar jedoch seitdem gute Freunde. Seine Familie hat mich sofort adoptiert und bei sämtlichen Familienfesten, auch Weihnachten, war ich, falls im Lande, dabei. Trotz äußerlichen Unterschiede fühlte ich mich wie eine Tochter der Familie, nicht nur Dieter sondern Werner als auch Iris und ihre Mutter haben erheblich dazu beigetragen. Werner Kattermann zeigte echte Interesse an meine Person und seine gute Laune war immer ansteckend. Die Kattermänner sind heute noch sehr wichtige Personen in meinem Leben und Werner Kattermann hat letztlich sehr viel dazu beitragen. Er wird mir immer sehr positiv in Erinnerung bleiben.

  4. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Liebe Billee,
    dann habe ich es offenbar geschafft, Werner mit meinen Worten richtig zu beschreiben, ähnlich wie wenn ein Maler ein Bild von ihm gemalt hätte. Da ich aber nicht malen kann, mussten Worte reichen. Es gibt eben Menschen, die „bleiben“. Freundschaft ist großartig – ebenso wie Menschen die so ein großes Herz haben, wie Werner.
    Danke für die liebe Rückmeldung!

    LG Karl

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