Diesseits – jenseits

Thomas Mann lässt seinen Schöngeist Settembrini im „Zauberberg“ formulieren, dass man das Irdische über das Überirdische setzen solle.

Jahrhunderte haben besonders die großen monotheistischen Religionen den Menschen deren oftmals miserables Diesseits mit der Aussicht auf ein komfortables Jenseits erträglich zu machen bzw. zu versüßen versucht.

Doch auf das Jenseits will sich heute niemand mehr so recht verlassen – und frönt stattdessen rücksichtslos dem Diesseits. Die Wirtschaft denkt nur noch in Quartalen, exploitiert unseren arme Globus und müllt ihn hoffnungslos zu. Nach uns die Sintflut!

Auch unser Staat kümmert sich nicht darum, wer einmal die Schulden zurückzahlen soll, die er heute macht. Er hofft vermutlich auch auf den Sankt Nimmerleinstag oder das Reich Gottes, wo alle Sünden vergeben werden.

Der moderne Mensch hat den Glauben an das Jenseits verloren und ist stattdessen vom Diesseits besessen. Da dieses jedoch im Gegensatz zur Ewigkeit nachweislich begrenzt ist, versucht er in dieser ihm verbleibenden Zeit so viel wie möglich zu erreichen, zu erleben, zu konsumieren, um das Gefühl der Fülle zu empfinden.

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Eine Antwort zu Diesseits – jenseits

  1. Helmut Zott sagt:

    Erkenntnisfrage

    Ein Mensch versteht die Welt nicht mehr,
    wo nimmt er die Gewissheit her,
    dass das, was er für wahr erkennt
    und was man `gut´ und ´böse´ nennt,
    für alle Menschen zweifelsfrei
    verbindlich und die Wahrheit sei.
    Hat denn der Mensch die Fähigkeit
    und ist sein Hirn dazu bereit,
    das absolute Sein zu fassen
    und Gottes Hilfe wegzulassen?

    Helmut Zott

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