Thomas Mann schreibt im Zauberberg über die Malkünste des Hofrats Dr. Behrens:
„Im ganzen Gesicht war zuviel Rot, die Nase war arg verzeichnet, die Haarfarbe nicht getroffen, zu strohig, der Mund verzerrt, der besondere Reiz der Physiognomie nicht gesehen oder nicht herausgebracht , durch Vergröberung seiner Ursachen verfehlt, das Ganze ein ziemlich pfuscherhaftes Produkt, als Bildnis seinem Gegenstande nur weitläufig verwandt.“
Unvermittelt muss ich bei dieser Beschreibung an die Bilder von Paula Modersohn-Becker denken.
Offenbar bin ich nicht der Erste, der sich fragt, ob sie denn überhaupt malen konnte oder nur in Zeiten emanzipatorischer Verklärung auf ein Schild gehoben wurde. War das wirklich „früher Expressionismus“?
Bereits im Jahre 1899 zog sich PMB auf Grund vernichtender Kritik an ihren Bildern durch u. a. Arthur Fitger aus der Öffentlichkeit zurück und brach nach Paris auf.
„Für die Arbeiten … reicht der Wörterschatz einer reinlichen Sprache nicht aus und bei einer unreinlichen wollen wir keine Anleihe machen. Hätte eine solche Leistungsfähigkeit auf musikalischem oder mimischem Gebiet die Frechheit gehabt, sich in den Konzertsaal oder auf die Bühne zu wagen, es würde alsbald ein Sturm von Zischen und Pfeifen dem groben Unfug ein Ende gemacht haben …“ (Weser-Kurier 20.12.1899)
„……….sehe ich noch lange nicht ein, weshalb alle Welt sich die Kunst vornimmt, ihr die Beglaubigungsschreiben abverlangt und ihrer eigenen Dummheit in Bezug auf dies Thema freien Lauf lässt. Museen sind nichts weiter als ein Haufen Lügen, und die Leute, die aus der Kunst ein Geschäft machen, sind meistens Betrüger.“ (Picasso)
Paula Becker wurde auch von ihrem späteren Ehemann Modersohn nicht sehr ernst genommen, ist aber heute weltweit anerkannt, im Gegensatz zu ihm …