In memoriam – Adrianus Arnoldus Koopman

Foto: Alfred Heidtmann

Die Familie meines Großvaters mütterlicherseits stammt von der niederländischen Insel Texel. Adrianus Arnoldus Koopman (sein Rufname war „Ap“) wurde am 14. April 1889 als jüngstes von neun Kindern (sieben Jungen, zwei Mädchen) in Utrecht geboren und starb in Amersfoort am 8. Juli 1954.

Die Familie Koopman (Coopman) war auf Texel ursprünglichg im Schiffsbau tätig. Den Großteil seines Lebens hat mein Großvater aber in der Stadt Amersfoort zugebracht.

Lange war er Berufssoldat und als „Fourier“ (franz. fourrier, Futter = Verpflegung) tätig – eine Bezeichnung für den mit den Verpflegungsgeschäften beauftragten Unteroffizier.

Am 9. Februar 1915 heiratete der (protestantische) Adrianus die (katholische) Christina Martina Maria Reinboud, geboren in Nijkerk am 24. September 1893. Aus dieser Ehe stammen die beiden Kinder:

– Johan (Joop) Koopman ( geb. am 18. Februar 1916 in Amersfoort – gestorben in F-Voiron am 28. Juni 1985.

– Johanna (Jopie) Koopman (geboren 22. November 1920 in Amersfoort – gestorben in Sagehorn am 11. September 2010)

Nach dem Ende seiner Dienstzeit als Berufssoldat hat Ap Koopman dann in der Baubranche als Buchhalter der Firma Hoogevest in Amersfoort gearbeitet.

Die Familie wohnte über dem Geschäft von Hoogevest in der Breestraat 2, gleich unter dem 98,33 m hohen “Langen Jan”, dem Turm dessen, was einst eine Kirche gewesen war.

In der Familie wurde es zwar wenig thematisiert, doch als gesichert gilt, dass mein Großvater – vermutlich im Nachgang seiner korporierten Dienstzeit – im NSB („Nationaal-Socialistische Beweging in Nederland“) aktiv war und nach Kriegsende dafür zwei Jahre in einem Lager verbracht hat. Die NSB unterschied sich offenbar in Teilen von der Ideologie Hitlers, lehnte Rassismus und Antisemitismus überwiegend ab.

Während des 1. Weltkrieges war der Großvater Soldat und die Niederlande neutral gewesen. Offenbar sah er in der niederländischen Gesellschaft viel Unrecht. Durch die Eindrücke, die er mit der Familie während diverser Urlaube in Deutschland (u. a. in Andernach, Bad Iburg) in den 30er Jahren gewann, ist möglicherweise seine Sympathie für den niederländischen Nationalsozialismus entstanden.

Er war überzeugt, dass dies den Arbeitern und der Gesellschaft zu Gute kommen würde. Mit seiner Geradlinigkeit und Dickköpfigkeit hat er diesen Standpunkt bis zum bitteren Ende vertreten. Dies führte zu einer großen Entfremdung innerhalb der Familie und manchmal lächerlichen Situationen, wie zum Beispiel, dass „Opa“ die Flagge des NSB raushing und „Oma“ diese wieder einholte.

Obwohl er nach allem, was man weiß, keinem Menschen je etwas zu Leide getan hat, wurde er nach dem 2. Weltkrieg zu drei Jahren Haft verurteilt – und sein Frau automatisch auch. Durch Fürbitte eines Freundes wurde sein Strafe auf zwei Jahre verkürzt. Als er nach seiner Verurteilung gefragt wurde, ob er etwas daraus gelernt hätte, soll er gesagt haben: „Ich habe nichts Falsches getan und bedauere deshalb auch nichts. Ich habe lediglich aufs falsche Pferd gesetzt.“

Auch wenn sein ehemaliger Chef bei Hoogevest ihm versprochen hatte, ihm zu helfen und ihn wieder einzustellen, sah die Praxis dann anders aus. Ap Koopman machte sich kurzum selbstständig als Kalkulator und berechnete aus den Entwürfen von Architekten den notwendigen Materialbedarf und die Kosten.

Man wohnte hernach in der Krommestraat 50B an einer der Grachten von Amersfoort.

Seine Enkel erinnern sich nur lückenhaft an ihren Großvater. Haften geblieben ist, dass er immer mit grüner Tinte schrieb und seine verschiedene Pfeifen in einem Raucherstuhl rauchte, der seit vielen Jahren in meinem Besitz ist. Auch an den kleinen Beistelltisch für Zeitungen und Schnäpschen mit eingebautem Aschenbecher erinnert man sich noch. Unvergessen auch das Moped der Marke „Berini“ mit einem Körbchen hinten, in dem sein Hund Teddy mitfuhr. Geblieben ist lediglich der Zweifel, wenn er den Enkeln mitteilte, dass sein Haushälterin Rietje vergessen habe, Süßigkeiten für sie mitzugeben.

(Dank an Adrianus Stephanus Koopman, meinem Cousin, für die Hilfe bei den Recherchen für diesen Beitrag.)

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