Neue Nachbarn

„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“  (Schiller – Wilhelm Tell)

In unserer Nachbarschaft ist teilweise ein reger Mieterwechsel. Alle zwei, drei Jahre ziehen andere Menschen ein.

Oft beherrschen die neuen Nachbarn nicht die Minimalregeln des Anstands: Wer neu hinzuzieht, stellt sich – spätestens wenn er seine Kisten ausgepackt hat – den Nachbarn zur Linken und Rechten kurz vor.

Das reicht, mehr ist nicht erforderlich, man muss nicht zum Kaffee oder Umtrunk einladen, jeder kann sein Leben weiterleben.

Die meisten neuen Nachbarn lernen wir „offiziell“ nie kennen. Bestenfalls wird irgendwann (zurück) gegrüßt, Blickkontakt wird lange vermieden, es wird stattdessen dezent weggeschaut. 

Das sind urbane Erscheinungen, die es „früher“ zumindest auf dem Lande nicht gab. Die Dorfgemeinschaft war „damals“ auch stärker aufeinander angewiesen, heute regelt das ein Amt oder eine Versicherung.

Es wäre so einfach: „Guten Tag, meine Name ist … ich bin Ihrer neuer Nachbar.“

Dieser Beitrag wurde unter Modernes Leben abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Neue Nachbarn

  1. Gottfried Voß sagt:

    Hallo, was spricht denn dagegen selbst mal den ersten Schritt zu wagen?
    Vielleicht trauen sich die Menschen ja nicht, sind es nicht gewohnt auf dem Land zu leben. Oder sie kennen die Regeln nicht die auf dem Land noch so üblich sind.
    Als Nachbar kann ich die Neuen doch auch WILLKOMMEN heißen. Wäre doch auch eine nette Idee oder?
    Liebe frühlinghafte Grüße
    Gottfried Voß

  2. Peer Wichary sagt:

    Ja, genau, warum immer nur von den anderen erwarten anstatt selber zu tun?
    Häufig sind die Neuankömmlinge mit den hiesigen Gepflogenheiten auch nicht vertraut oder kommen aus der Stadt, in der sowieso alles anonymer ist.

    Bei meiner ersten Wohnung in Bremerhaven habe ich mich den Nachbarn auf der Etage vorstellen wollen, „weil es sich ja so gehört“. Tatsächlich öffnete die ältere Nachbarin auch ihre Wohnungstür, allerdings nur einen winzigen Spalt breit und schaute mich die ganze Zeit außerordentlich irritiert an. In der Folgezeit kam ein Dialog, der über einen „Guten Tag“-Gruß hinausging, nicht zustande. Hatte ich mich als Anfang Zwanzigjähriger in der Etikette geirrt oder war die ältere Dame nicht auf der Höhe ihrer Zeit?

    Ich meine mich zu erinnern, als wir vor Jahr und Tag dann nach Erichshof zogen, als Neuankömmlinge mit Brot und Salz begrüßt worden zu sein. Ich gestehe aber auch, daß es mir seinerzeit ziemlich gestunken hat, im Umzugsstreß und irgendwie noch gar nicht so wirklich angekommen, zwischen und auf den Umzugskartons sitzend, auch noch den Gastgeber spielen zu müssen…

  3. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Gewiss, das sind alles mögliche Begründungszusammenhänge. Doch wenn ich die diversen Nachbarn Revue passieren lasse, dann haben diejenigen, die sich nie selber vorgestellt haben, auch danach erhebliche „Defizite“ in den Umgangsformen.

    (Peer Wichary wird mir als gebildeter Mensch jetzt wohl die „self-fulfilling prophecy“ um die Ohren hauen -jaja!)

    Generell gilt die ungeschriebene Regel, dass, wer neu irgendwo hinzukommt, als Erster grüßt und sich vorstellt. Das Einhalten von Umgangsformen erleichtert das Zusammenleben ähnlich wie Verkehrsregeln das mobile Miteinander. Ziel ist es, einen Rahmen für ein angenehmes Miteinander zu schaffen. Da sind wir auch gleich beim Begriff „Respekt“, was ja wortwörtlich „den Blick erwidern“ heißt – und allein schon daran mangelt es jenen Nachbarn.

  4. Peer Wichary sagt:

    Lieber Herr Heidtmann,

    nein, ich schlage nicht, vielmehr würde ich die Gelegenheit nutzen wollen, an meinen Vorschlag für das 11. Gebot zu erinnern: „Du sollst nicht erwarten“… *schmunzel*

Kommentare sind geschlossen.