Lauter Lügen – sind Lügen lauter?

Eine Nation fühlt sich betrogen. Die „ZEIT“ titelt diese Woche: „Keine Lügen mehr!“

Ist nach dem in den Medien so genannten „Lügenbaron“ jetzt eine ganze Regierung komplett verlogen?

„Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst„, ein Zitat angeblich von Matthias Claudius (1740-1815), scheint das Lieblingsmotto deutscher Politiker geworden zu sein.

Wie die kleinen Sünderlein saßen sie da am vergangenen Dienstag alle nebeneinander. Minister Brüderle konnte zunächst nicht einmal seinen Platz finden – welch schönes Bild!

Was ist nur los in diesem unserem Lande? Haben wir vergessen, was der Volksmund seit Jahrhunderten weiß? Schreiben wir es also noch einmal allen auf:

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht!

Was haben die Energieversorgungsunternehmen in Personalunion mit der schwarz-gelben Koalition uns Bürger für ein energetisches Horrorszenario im vergangenen Herbst an die Wand gemalt! Vor 2020 könne das Land auf keines der AKW verzichten: Versorgungsengpässe, Kostenexplosion, die Lichter gingen aus!

Jetzt gehen sieben Reaktoren in nur einer Woche vom Netz – und kein Lämplein flackert! Im Gegenteil: Wir vernehmen, dass immer noch genug Energieüberschuss vorhanden ist, um diesen zu verkaufen.

Waren die deutschen Atomkraftwerke im vergangenen Herbst doch nicht sicher? Woher kommt plötzlich über Nacht das neue Anforderungsprofil für Reaktorsicherheit, das den Betrieb von AKW endgültig unrentabel macht? In welcher Schublade war es zwischenzeitlich verschwunden?

Und nun kommt zur Verlogenheit noch Dreistheit hinzu: Wir alle hätten es ja so gewollt, den billigen Strom, den Atomstrom! So die Bundeskanzlerin. Wir nennen so eine rhetorische Argumentation „Opfer-Täter-Umkehr“!

Hat die Kanzlerin übersehen, dass Millionen Menschen, garniert von viel Prominenz und Intelligenz, sich seit Jahrzehnten gegen Atomkraft wehren? Hat sie etwa vergessen, unter welchen massiven Protesten auch heute noch die Castoren ins angebliche „Endlager“ Gorleben verbracht werden? Weiß die Kanzlerin nicht um den wachsenden Anteil von Verbrauchern mit „Grünstrom“?

Nein, Frau Bundeskanzlerin, bei allem Respekt, aber das ist zu viel! Dafür habe ich nicht schon vor Jahrzehnten vor diversen AKW demonstriert  und beziehe seit vielen Jahren Strom aus regenerativen Energien, als dass ich mir das von Ihnen nachsagen lassen müsste.

Das Vertrauen ist dahin. Endgültig. Das Vertrauen in die Energieversorgungskonzerne, die den Verbrauchern dreist ins Gesicht gelogen haben. Das Vertrauen in die politischen Parteien, die – gleich welcher Couleur – offenbar alle mehr oder weniger Dreck am Stecken haben. Nein, auch einem Herrn Trittin nimmt man die angebliche Wahrheit schon lange nicht mehr ab. Und auch ein Herr Gabriel hat sicher kein Interesse, dass jemand seine Aussagen zur Atomkraft historisch recherchiert.

Einmal zum „Realpolitiker“ verkommen, scheint der Mensch zu noch jede Schweinerei in der Lage. Wo sind die Menschen mit Rückgrat? Offenbar nicht in der Politik. Meinungslose Parteisoldaten? Jetzt trumpft Minister Röttgen wieder auf, nachdem er sich im vergangenen Herbst offenbar fraktionsdisziplinarisch hatte mundtot machen lassen.

Die nächsten Wahlen werden es zeigen, woher der Wind weht und in welche Richtung das Land geht. Doch wo soll der Bürger sein Kreuz machen? Wer ist noch wählbar? Wem kann er vertrauen? Wer ist ein wirklicher Vertreter der Interessen des deutschen Volkes? Und wer tut nur solange so, bis er an der Macht ist? Wer hat keine kurzen Beine?

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3 Antworten zu Lauter Lügen – sind Lügen lauter?

  1. Sonja Eden sagt:

    Ich glaube, dass alle Kommunalpolitiker nicht nur so „tun“, sondern wirklich die Interessen der Bürger vertreten wollen. Schließlich ist es ehrenamtlich und man benötigt sehr viel Kraft und Freizeit. Wann es dann wirklich passiert, dass der eine oder andere zum „Realpolitiker“ oder Parteisoldaten wird, ist sicherlich interessant und sehr verschieden. Manchmal geht es auch in kleinen Parlamenten schon fraktionsdisziplinarisch zu, dann gibt man entweder auf , zermürbt sich oder ist ein „Mensch mit Rückgrat“. Wer es dann wirklich durch die Ochsentour bis ganz oben geschafft hat, hat bis dahin einiges an „Diplomatie“ gelernt. Wie war auch noch die Steigerung von Feind? Erzfeind, Parteifreund!

  2. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Ja, ich denke, da hast Du Recht. In der Kommune ist sicher noch viel Herzblut mit im Spiel. Doch jenseits des Kreistags fängt wohl die Karriere an.

  3. Oliven Olli sagt:

    Ich als ehemaliger FDP Ratsherr der Stadt Twistringen, muss wirklcih über unsere verlogene Politik unserer Regierung lachen. Nun versucht die CDU/ FDP Koalition Ihre Posten und Ämter über die Wahlperiode zu retten und machen nun einen “ grün“ ruck.
    Vor der Bundestagswahl war klar, daß die Laufzeitregelung der AKw nicht verlängert wird.
    Aber unsere AKW sind ja soooooooooo sicher!! Dann verlängern wir doch mal.Das freut die Atomenergie und macht die Taschen einiger wieder voller ( wen?).

    Ups ein Erdbeben und Tsunami und alles ändert sich auf einmal. Sind die Akw doch nicht sicher? (natürlich nicht) Hat man uns 30 Jahre vera…..! (natürlich)

    Sehen wir aber nun mal den Sinneswandel der Regierung mal positiv. Deutschland ist die 3. stärkste Volkswirtschaft auf der Welt. Wenn wir es nun schaffen unser Energiebedarf mit alternativ Energien abzudecken bis 2020, werden sämtliche demokratischen Länder der Welt folgen. Denn auch dort haben die Bürger die Schnauze voll, von dieser weiter so Poltik. Siehe die Schweiz. Da haben doch Tatsache
    die Grünen in Zürich gewonnen. Die hatten vor wie in Baden- Würtemberg überhaupt keine Chance.
    Leider fürchte ich aber, daß sobald die Lage in Japan sich normalisiert bzw die Medien darüber weniger berichten, die weiter so Politik dann doch wieder gewinnt.
    Alleine deswegen schon, weil keiner neue Stromleitungen haben will oder 30 % höhere Strompreise.
    Aber Uran hat ja auch nur ne kurze Halbwertzeit …..
    und das nächste AKW ist ja soweit weg……

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