Kants kategorischer Imperativ

Kant hatte einst gefordert, dass das eigene Handeln daran zu orientieren sei, das es auch als Maxime für andere gelten könne:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Doch ist dieser Ansatz problematisch. Denn ich kann:

a) Nicht davon ausgehen, dass mein Handeln a priori „richtig“ ist und
b) Schon gar nicht, dass es auch für andere maßgebend ist.

Jeder Große und Kleine der Zeitgeschichte glaubte sich im Recht für sein Handeln – putamus nos recte fecisse. Das ist das Grunddilemma aller Moralapostel. Denn was Moral letztlich ist, bestimmen die, die über die Moral wachen.

Von Adam (und besonders Eva) über Caesar und Karl dem Großen, über Stalin, Hitler und Adenauer, alle glaubten, richtig zu handeln – und damit vorbildlich zu sein.

Ähnlich verhält es sich mit dem viel geäußerten Satz: „Behandle Kunden so, wie Du auch behandelt werden willst!“ Das ist blanker Unsinn. Richtig ist vielmehr: „Behandle Kunden so, wie Du erkannt hast, dass sie behandelt werden möchten!“

Richtig und falsch sind von Menschen gemachte Urteile und gelten immer nur in einer bestimmten Zeit oder einem abgegrenzten Raum (vgl. auch „Cuius regio, eius religio“). Universell gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Das mag man bedauern und führt bei manchem zu dem finalen Stoßseufzer: „Wenn doch alle nur so wären wie ich – dann wäre die Welt in Ordnung!“

Woran die meisten ncijt denken: Der Kantsche Imperativ kann bei seiner Befolgung ins Unglück zu Widerspruch führen. Und neu ist seine „Goldene Regel“ auch nicht. Bereits Matthäus (7, 12) fordert: „Alles, was ihr also von den anderen erwartet, das tut auch Ihnen.“

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