Das Spiel mit dem Feuer – Inferno

Prometheus stammte von dem alten Göttergeschlecht ab, das Zeus mitsamt seinem Vater Chronos entthront und gestürzt hatte.

Die neuen Götter wurden bald auf das von Prometheus aus einem Lehmklumpen geschaffene Menschengeschlecht aufmerksam. Besonders Jupiter hasste Prometheus deswegen. Deshalb versagte er den Sterblichen das Feuer. Doch auch hier wusste Prometheus Rat und brachte das Feuer selber zur Erde herab. Mit dem Feuer hatte Prometheus den Menschen den Anfang einer technischen Kultur gegeben.

Damit hatte aber der Wohltäter der Menschheit den Zorn Zeus‘ entfacht, der sich für ihn eine entsetzliche Strafe ausdachte: Er übergab Prometheus dem Feuergott Hephaistos. Dieser musste ihn in eine ferne Einöde schleppen und mit unauflösbaren Ketten über einem schauderbaren Abgrund an eine Felswand des Kaukasus schmieden. Hier musste Prometheus an dem Berge hängen, aufrecht, schlaflos, niemals imstande, das müde Knie zu beugen. Um seine Qualen noch zu steigern, sandte Zeus dem Gefesselten täglich einen Adler, der ihm mit spitzem Schnabel die Leber aus der Brust hackte, die sich dann bis zum nächsten Tag wieder erneuerte.

So duldete der Gepeinigte dreißig Jahre, bis Herakles des Weges gezogen kam und sich seines grausamen Geschickes erbarmte. Er erlegte den Adler mit Pfeil und Bogen, löste die Fesseln und führte den Befreiten mit sich fort.

Zeus scheint gewusst zu haben, wie gefährlich es ist, den Menschen Macht über das Feuer zu geben. „Inferno“ bedeutet nicht nur „Hölle“ im Italienischen, sondern auch „Feuersbrunst“. Der Mensch hat das Feuer eben nicht nur zu Garen seiner Speisen benutzt, sondern auch, um anderen die Hütten anzuzünden, Andersdenkende auf Scheiterhaufen zu verbrennen, ganze Städte in Schutt und Asche zu legen.

Jetzt lodert das Höllenfeuer in Japan.

Nachdem es die Staaten nach Jahrzehnten mit Mühen geschafft haben, die Atomwaffen und die jahrelange Bedrohung eines Atomkrieg weitestgehend aus dieser Welt zu schaffen, haben sie sich das Problem parallel bei „friedlichen“ Nutzung der Atomenergie wieder ins Haus geholt.

Wäre es allein Technikgläubigkeit gewesen, die die Nationen dieser Welt zum Spiel mit dem Feuer getrieben hätte, wäre das entschuldbar gewesen. Doch wenn rein monetäre Interessen dazu geführt haben, dass Energieversorgungsunternehmen mit der Zukunft der Erde spielen oder Politiker Laufzeiten von AKWs verlängern, um ihre maroden Staatshaushalt zu stabilisieren, so ist das niemals entschuldbar, sondern ein hochkriminelles, zutiefst amoralisches Delikt.

Selbst Frank Schirrmacher, Mit-Herausgeber der nicht eben als „fortschrittlich“ bekannten FAZ, kommt in seinem Beitrag vom 19. März 2011 zu dem Schluss:

„Die Japaner werden in ungezählten Berichten analysieren, wie es zu ihrem Fehler gekommen ist. Uns steht diese Aufgabe noch bevor. Dazu zählt, dass man zugibt, dass etwas kein Übergang mehr ist. Sondern ein Ende.“

Dieser Beitrag wurde unter Philosophie abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.