Eine Kuh zu viel

Es war einmal ein kleines Bergdorf mit 100 Bauern. Sie hatten eine gemeinsame Alm, die täglich für 100 Kühe genug Nahrung gab. Die Bauern hatten sich geeinigt, dass jeder jeden Tag eine Kuh auf die Alm schicken düfte. Dieses System funktionierte viele Jahre.

Eines Tages bemerkte der Bauer Xaver, dass sein Nachbar Huber eine Kuh mehr in die Reihe schob: Er glaubte seinen Augen zunächst nicht zu trauen, wollte jedoch nicht gleich viel Aufhebens darum machen, ohne sich ganz sicher zu sein.

Am nächsten Tag beobachtete er erneut, dass der Huber eine Kuh mehr in die Herde trieb. Xaver war zunächst empört, kam jedoch dann auf die Idee, dass, wenn das mit einer Kuh mehr klappte, er eigentlich auch selber eine Kuh mehr auf die Alm schicken könnte.

Natürlich blieb das nicht lange von den anderen unbemerkt – und Woche um Woche wurden nun mehr Kühe auf die Alm geschickt: 110, 130, 150 Kühe. Es dauerte nicht lange und die Alm war kahl gefressen, ausgelaugt und nicht mehr zu gebrauchen.

So brach nach einer gewissen Zeit ein System zusammen, dessen Basis Nachhaltigkeit,  Ehrlichkeit und Vertrauen waren.

Jedoch ist es nicht die Menge der Kühe die die Alm ruiniert hat, es ist auch nicht die 180. Kuh, sondern die 101. Kuh. Denn es ist ein Einzelner, der das System zuerst unterwandert hat. Er hat es letztlich zusammenbrechen lassen.

(Diese Anekdote habe ich gefunden bei Vera Birkenbihl: „Story Power“ und selber leicht überarbeitet.)

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Eine Antwort zu Eine Kuh zu viel

  1. Claus sagt:

    Das Dumme ist, was hätte denn der Bauer Xaver machen sollen?
    Nachfragen, Zur Rede stellen?
    Wahrscheinlich.
    Und wie wird das alles nachgeprüft?
    Sollte es nachgepfüft werden?
    Wäre das nicht dann schon der Anfang vom Zerfall?
    Ist es nicht irgendwie ein Fehkler in unserem Denken?
    Ich muss ein klein wenig besser, schneller, cooler sein als mein Nachbar?

    Ich erinner an die Geschichte von den 2 Freunden, die auf einer Reise von einem Löwen überrascht wurden. Der eine wurde panisch und wußte nicht, was er machen soll. Der andere schnürte in Ruhe seine Turnschuhe. Der erste fragt: „Warum bist du so ruhig, denkst du, mit deinen Superschuhen bist du schneller als der Löwe?“
    Die Antwort „Nein, ich muss ja auch nur schneller sein als du!“

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