Viele Jahre war „Oliven-Olly“ nicht wegzudenken von den Wochenmärkten in Kirchweyhe, Syke, Bassum, Harpstedt, Hoya, Twistringen, Bruchhausen-Vilsen oder Dinklage. Ganze 19 Jahre hat er diese Märkte bedient. Mit 21 Jahren hat er die Selbständigkeit begonnen. Gelernt hat er Einzelhandelskaufmann im Automobilbereich. Seine ältere Schwester ist mit einem Tunesier verheiratet, der hat ihn 1993 auf die Idee mit den Oliven gebracht. Bei ihm hat er auch den Umgang mit Oliven usw. gelernt.
Bis 1999 hat Oliver vier Marktwagen beschickt, in den letzten Jahren noch zwei, nachdem die Eltern nicht mehr mitarbeiten. Jetzt ist Schluss damit. Nein, nicht weil Olly zum alten Eisen gehört. Mit seinen knapp 40 Lebensjahren ist er noch jung. Olly, der mit bürgerlichem Namen Oliver Beuermann heißt, hatte immer ausgesprochen leckere Oliven, die er en gros eingekauft und selber weiterverarbeitet hat. Im Sommer grüne Oliven mit Zitrone und Petersilie, das hatte was! Im Winter schmeckten die schwarzen Oliven mit Kräutern der Provence am besten. Aber auch eingelegte Tomaten, Artischockenherzen, selbstgemachte Bohnen- oder Nudelsalate usw. gehörten zu seinem stets frischen Angebot – alles immer ohne Konservierungsstoffe!
Doch Olly hat die Nase voll von 80 – 90 Stundenwochen und sommerlichen Hitzequalen von 60 Grad C in seinem Marktwagen. Möglicherweise hat ihm auch das Finanzamt mit einer hohen Steuernachforderung den Rest gegeben. Unternehmer sein in Deuschland, das ist nicht leicht. Die bürokratischen Hemmnisse sind überbordend, das Maß des Erträglichen ist längst überschritten. Mancher wundert sich, dass es überhaupt noch Unternehmen in Deutschland gibt, die angesichts der Gier dieses Staates und anderer Institutionen – man denke nur an die Berufsgenossenschaften, den TÜV, GEZ oder GEMA usw. – am Standort Deutschland festhalten. Ordnung muss sein, aber man kann es auch übertreiben.
Jetzt will er seiner jüngeren Schwester in die Schweiz folgen und auf Regional- und Straßenbahnfahrer umschulen. Einen „Personenbeförderungsschein für Omnibusse“ hat er bereits in seiner Bundeswehrzeit gemacht – das hat ihm bei der Bewerbung in der Schweiz sehr geholfen. Oliver ist angetan von der deutlich geringeren Steuer- und Abgabenlast und der Möglichkeit des früheren Vorruhestands mit 58 Jahren.
Ein Jahr Probezeit hat Oliver Beuermann und eine Aufenthaltsgenehmigung für fünf Jahre. Nach zehn Jahren im Ort Himmelriet im Kanton Solothurn, in der Oliver künftig lebt, entscheiden, ob er auch die Schweizer Staatsangehörigkeit bekommt. Arbeiten wird er in Basel und im Baseler Umland in der Nordwestschweiz. Seine Frau und die beiden Kindern sollen dann in einem Jahr nachkommen.
Seine beiden Marktstände hat er nun an einen Branchenkollegen verkauft: Georges el-Harad, kommt aus dem Libanon – genauer aus Beirut – und hat noch etwas Probleme mit der deutschen Sprache, obwohl er als politisch Verfolgter bereits seit 13 Jahren in Deutschland lebt. Heute am Samstagvormittag war Olly das letzte Mal auf dem Kirchweyher Marktplatz. Für viele war er dort 16 Jahre lang fester Anlaufpunkt. Immer hatte er Zeit für einen „Schnack“ mit jedem. Als ehemaliger FDP-Ratsherr in Twistringen und ehemals aktiver Fußballer, kennt er eben viele Menschen. Der Abschied von seinen jahrelangen Kunden fällt ihm sichtlich schwer.
Schade, Olly, aber verstehen können wir das schon! Familie und Privatleben gehen vor! Wir wünschen Dir alles Gute und „Uf Wiederluege!“
Hallo ihr Lieben im schönen Weyhe,
so nach einem Monat mal ein kleiner Bericht.
Die Schweiz ist ein kleines schönes Ländle.Bisher habe ich nur super Wetter gehabt und konnte meine Umgebung anschauen.Bis jetzt habe ich das Gefühl im Urlaub zu sein.
Allerdings habe ich noch sehr meine Probleme mit dem Schweizer-Deutsch.
negative Erfahrung habe ich nur bei meinem örtlichen Bäcker gehabt.
Dieser verkauft leider nur an Einheimische.
So nächsten Monat werde ich wieder berichten.
Ich vermisse den Wochenmarkt,
meine treuen und lieben Kunden und meine Kollegen.
Grüsse aus der Schweiz
Olly
Hallo,
ein lieben Gruss nach Weyhe. Es ist Samstag und der Markt ist gerade vorbei.
Ich denke jeden Samstag an den Markt. Die kunden und Kollegen sind mir ans Herz gewachsen.
Doch hier die Schweiz ist wie Urlaub. ich komme mit der Ausbildung gut voran und die Wohnung ist fertig. Gut für mich ist natürlich der sehr schwache Euro. Meine Kaufkraft in Deutschland steigt immer mehr.
So ich kündige meinen Besuch auf dem Weyher Wochenmarkt mal für den August an.
Also bis bald
euer olivenolly
Lieber Olly,
rechnen kann Dein Nachfolger nicht besonders gut, deutsch sprechen auch nicht, aber die Ware ist in Ordnung und die Auswahl ist sogar noch größer als bei Dir. Jetzt muss man mal die Akzeptanz abwarten. Du warst ja „Einheimischer“ und hier verwurzelt, da fällt der Klönschnack leichter. Das wird wohl die größte Hürde werden, aber er hat ja noch eine deutschsprechende Dame als Mitarbeiterin.
In der Zeitung stand, dass Busfahrer in der Schweiz 7200 sfr verdienen. Sag nicht, dass das stimmt!
Gruß Karl
Mit Zulagen kommt man da wirklich fast hin, siehe http://www.stadt-zuerich.ch/vbz/de/index/die_vbz/arbeiten_bei_den_vbz/berufswelten/busfahrer_in/busfahren_details.html#lohn
LKH, möchtest du noch einmal umschulen?
Nee, det lohnt nich mehr. Aber das wäre doch was für Dich!
Ich schlage vor, dieses Gespräch führen wir bei einem guten Glas Rotwein fort 🙂
Hallo Ihr Lieben,
es ist wieder Samstag und der Wochenmarkt ist nun fast zu Ende. Ich denke jeden Samstag an die Weyher.
Alle Prüfungen habe ich nun bestanden und fahre allein mit den Zügen.
Die Arbeit macht Spass und ich komme mir wie im Urlaub vor.
Oliven kaufen auf den Wochenmarkt ist hier purer Luxus. 100gr 4,80 SFR.
Also ungefaähr 4,40.Ein Wahnsinn. Und dann ist Alles hier ungekühlt. Ob Oliven,Artischocken, Pasten oder sonst Etwas. In Deutschland unvorstellbar..
Die stehen hier mit Tapeziertischen!!!!
Soviel zum deutschen Amtswahnsinn.
Tja der Verdienst kommt dem nahe der oben genannt worde.Und das bei dem sehr schwachen Eurokurs.Hier gibt es grosse Diskussionen in Sachen Euro und dem Freizügigkeitsabkommen. Die rechten (SVP) sind stark im kommen.
Es ist auch verrückt ,daß die kleine Schweiz massiv den Euro unterstützt nur damit der Franken schwach bleibt.#
Den Euro (wettet hier jeder) wird es in 5 Jahren sicher nicht mehr geben.
Ich hoffe mein Nachfolger wird gut angenommen und sein Geschäft brummt.
Ich veröffentliche nun hier meine E-Mail Adresse und würde mich über Nachrichten freuen.
Olaf.Beuermann@gmx.ch
Liebe Grüsse Oliven Olly