Wenn man jemandem wirklich eins auswischen will, dann bezeichnet man ihn als „mittelmäßig“. Mittelmaß, das ist in der heutigen Zeit der Euphemismen das Schlimmste, was einem passieren kann.
Doch das war nicht immer so. Denn man entsinnt sich, dass die Generation unserer Eltern noch vom „goldenen Mittelmaß“, der aurea mediocritas bzw. dem „goldenen Mittelweg“ sprach. Zwischen zu viel und zu wenig, da genau war der richtige Platz. Auch Aristoteles befand, dass die Mitte zwischen extremen Polen richtig sei, so zB die Großmut zwischen Geiz und Verschwendung oder die Tapferkeit zwischen Tollkühnheit und Feigheit. Und noch heute wird der „Mittelstand“ ja gerühmt, wenngleich auch der sich im Abwärtstrend befindet.
Betrachtet man die heutige politische Landschaft, dann will einem auch hier sofort der Begriff der „Mediokrität“ einfallen. Doch Burkhard Müller hält in der SZ vom 19./20. Februar 2011 dagegen, dass wir uns unserer mittelmäßigen Politiker glücklich schätzen könnten: Denn je größer der Politiker, die eine Zeit hervorbrachte, desto schlimmer pflegte es mit der Zeit zu stehen – Stalin, Hitler, Mao und Consorten lassen grüßen. Das Schöne am Mittelmaß der deutschen Politiker sei, dass es eben die Gewalt ausschließe und wir daher umso beruhigter schlafen könnten.
Angesichts dieser Diskussion wäre dann wohl auf unsere heutigen Politiker bezogen der eindeutigere Begriff „suboptimal“ angebracht.