Heini Busch

Lange hat Heini Busch im gleichen Hause wie meine Patentante Anni , „Bergstraße 78“ gewohnt. Heini war mit Lina verheiratet – und beide waren etwa gleich klein und gleich korpulent. Kinder hatten sie wohl nicht.

Heini war Eisenbahner und hat – wie bereits berichtet – im Sagehorner Liederfreund  (da habe ich auch das Foto ausgeschnitten – hat jemand ein besseres?) gesungen, Tenor. Böse Zungen behaupten er hätte das „Playback“ erfunden und eigentlich nur den Mund passend auf- und zugemacht.

Gerd-Hermann Bertram erinnert sich und mich, dass Heini Busch in Sagehorn der sogenannte „Leichenbitter“ oder „Totenbitter“ war, das heißt, er wurde von der Familie, in der ein Trauerfall zu beklagen war, beauftragt, in den Orten Sagehorn und Bockhorst von Haus zu Haus zu gehen und den Termin der Beerdigung bekannt zu geben. So entstand immer eine große Trauergemeinde, weil im Prinzip alle Einwohner der beiden Orte direkt informiert wurden. Henini Busch trug dabei immer einen Schwarzen Frack oder Cut mit Zylinder. Manchmal gab es dabei auch wohl einen Schnaps gab, denn wenn er wieder am Ziegeleiweg ankam, soll er immer recht fröhlich gewesen sein .

Dieter Osmers ergänzt: „An Heini Busch als Leichenbitter kann ich mich auch gut erinnern. Er kam ins Haus mit Anzug und Zylinder. Setzte seinen Zylinder ab und hielt ihn vor die Brust. Dabei sagte er seinen Spruch auf. “ Herr un Fro … loot bitten to de Beerdigung von … to koomen …“ Bei uns gab es meistens eine Zigarre, wobei ein Schnaps auch nicht abgelehnt wurde.“

„Heini und seine Frau Lina habe bei uns auch immer beim Dreschen geholfen. Sie waren auch mit Gregors befreundet. Wenn sie dort zu Besuch waren, haben sie immer Fernsehen gesehen. Ein Fernseher war zu der Zeit noch nicht in jedem Haushalt zu finden. Wenn es ein Programm gab, das für Heini zu intellektuell war, sagte Lina immer: „Heini, dat is Kunst!“ – da kann man mal sehen!“

Gerd-Hermann fällt noch diese hübsche Geschichte zu Lina ein:

Heini und Lina haben bei Karstadt eine Kücheneinrichtung gekauft und diese sollte zu einem bestimmten Termin geliefert werden, aber statt dessen kam eine Postkarte von Karstadt dass der LKW verunglückt sei und die Küche nun nicht geliefert wird.  Da hat Lina auf der Diele ganz laut geweint und immer wiederholt: „Die kriegen aber kein Geld“. Meine Oma hat versucht Lina zu beruhigen, dass nur gezahlt werden muß wenn auch geliefert wurde. Lina ließ sich mehrere Tage nicht beruhigen.“

Dieter Osmers schreibt mir:

Heini Busch hatte immer eine undeutliche, nuschelige Aussprache. Er machte auch auf dem Schrankenposten 11 als Schrankenwärter Dienst. Am Telefon meldete er sich immer mit  „Ell-Busch“ (sollte heißen „Posten elf, Busch“).

Wie schon berichtet, halfen Lina und Heini bei uns beim Dreschen. Beim Mittagessen reichten sie sich gegenseitig die Speisen. Das ging dann immer so: „Bitte schön Lina“, „Danke schön Heini“, „Bitte schön Heini“, Danke schön Lina“. Das ging die ganze Zeit beim Essen so weiter. Das waren wir nicht gewohnt, dass man so höflich miteinander umging.“

Heini und Lina Busch, das waren zwei ehrenwerte und liebenswürdige Menschen aus Sagehorn, die wie andere auch, das Ortsbild und die Gemeinschaft in den 50er, 60er und 70er Jahren mit geprägt haben.

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