Alt werden will (fast) jeder), alt sein kaum einer.
Ist man Kind, wünscht man sich nichts sehnlicher, als schnell älter zu werden, denn mit dem Erreichen von Altersstufen wie sechs, zehn, zwölf, vierzehn, sechzehn oder achtzehn Jahren sind bestimmte ausgeweitete Möglichkeiten und Rechte verbunden. Danach kommt dann eine Phase, in der das Alter eher keine Rolle spielt.
Ohnehin einmerkwürdiges Konstrukt, die Zeit. Noch merkwürdiger die Einstellung der Menschen zur Zeit. Zum einen soll sie schnell vergehen – endlich Wochenende! – zum anderen eben nicht.
Erst ab dem dritten Lebensjahrzehnt wird dem Alter dann wieder eine Bedeutung begemessen. Wer bis dahin nicht verheiratet ist, muss die Domtreppen fegen – zumindest in Bremen. Danach entdeckt man erste Zeichen des Alterns. Mancher braucht jetzt eine Lesebrille. Erste kleine körperliche Gebrechen und daraus resultierende Einschränkungen folgen. Ab 40 Jahren fangen Männerrunden an, über ihre Krankheiten zu reden. Dann jenseits des 50sten Geburtstags die spürbare Erkenntnis der eigene Endlichkeit. Eine erstes Resümee wird gezogen, Bisheriges wird überdacht, Versäumtes wird bedacht. Mancher bricht jetzt noch einmal auf. Die prüfenden Blicke in den Spiegel werden bewusst kurz gehalten. Doch dann die Vorteile: Die Erfahrung und eine gewisse Gelassenheit.
Gleichzeitig die Angst von den jüngeren Böcken von der Lichtung geschoben zu werden. Die Grenzen der Leistungsfähigkeit werden spürbar, unangenehme Gedanken an Krankheit, Leiden und Tod. Doch:
„Alt ist man erst dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft.“ (John Knittel)