Ordnung – muss ein!

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Im Bundestag gibt es einen „Ordnungsruf“. Im englischen Parlament wird „Order, order!“ gerufen, wenn es mal zu tumultartig wird. Der Volksmund behauptet „Ordnung ist das halbe Leben.“  Recht und Ordnung heißen auf Englisch „law and order“. Ein „ordentlicher Kaufmann“ ist korrekt und seriös.

Wer sich als junger Mensch vielleicht auch einmal mit anarchischen Theorien beschäftigt hat, erkennt mit zunehmendem Alter, dass nur Ordnung eine Zivilisation zusammenhält – und der Firnis unserer Zivilisation dünn und brüchig ist, wie Gewaltexesse kleinerer oder größerer Art immer wieder beweisen.

So sehr manchem Uniformen zuwider sind, möchte keiner sie dennoch missen. Gäbe es keine „Ordnungshüter“, das Chaos wäre vollkommen. Denn der Mensch braucht Regeln und Grenzen. Der Mensch ist frei geboren – und schlägt gerne über die Stränge. Deshalb hat sich die Menschheit vom ihrem Anbeginn an immer selber Regeln oder gar „Gesetze“ gegeben, die das Zu­sammenleben aller Beteiligten zum Inhalt haben.

Die christliche Gemeinde empfing ihre 10 Gebote laut biblischer Überlieferung über Moses von Gott. Diese ein­schränkenden Regularien möglichen Verhaltens waren jedoch nicht sofort beliebt. Moses musste ein zweites Mal auf den Berg Arafat steigen.

Der Islam hat seinen Koran. Und weltweit haben sich die Menschen auf die „Menschenrechte“ geeinigt, auch wenn diese  – auch von „zivilisierten Staaten“ – weiterhin vielfach missachtet werden.

Demokratische Gesellschaften haben sich ein Grundgesetz oder eine „Konstitution“ gegeben. Und weil dies für das alltägliche Zusammenleben von Millionen von Menschen offensichtlich nicht ausreicht, gibt es zusätzlich so etwas wie ein „Strafrecht“ und „Zivilrecht“, in Deutschland das „Bürgerliche Gesetzbuch“.

Das Zusammenleben von Mieter und Vermietern regelt das „Mietrecht“. Das Zusammen­leben der Familie regelt das „Familienrecht“, im Falle des Ablebens das „Erbrecht“, will der Erbe bauen, gilt das „Baurecht“.

Verträge im Geschäftsleben (zwischen „Prinzipal“ und „Gehülfe“) werden u. a. durch das „Handelsgesetzbuch“ festgeschrieben, weiteres regelt das „Gesellschaftsrecht“. Die Rechten und Pflichten des Steuerzahlers regelt u.a. das „Einkommens- oder Umsatz­steuergesetz“.

Das Auskommen von Arbeitgebern und Arbeitnehmer in Unternehmen unter Mitwirkung von Betriebsrat und Gewerkschaften regelt u.a. das „Betriebsverfassungsgesetz“.

Ein allgemeines „Vertragsrecht“ erlaubt es ferner jedem, beliebige Verträge miteinander auszuhandeln, es sei denn, sie verstoßen gegen eines der o.a. höheren Rechte und Gesetze, zum Beispiel, wenn sie „sittenwidrig“ sind.

Weil jedoch auch diese Fülle von Gesetzen und Rechten nicht annähernd ausreicht, alle Eventualitäten des immer komplexer werdenden Lebens zu betrachten, geben sich gesellschaftliche Gruppierungen eigene Verfassungen, wie zum Beispiel im „Vereinsrecht“ oder die „Straßenverkehrsordnung“.  In Altenburg wird über die „Skatregeln“ gewacht.

Und jenseits dieser gibt es allerorten und für nahezu jeden Lebensbereich selbstverfasste schriftliche Regeln, wie zum Beispiel eine „Hausordnung“.

Seit einigen Jahren versuchen Unternehmen den Umgang zwischen den verschiedenen Interessensgruppen (Arbeitgeber, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber, Partner) zusätzlich durch „Kulturwerte“, „Firmenphilosophien“, „Leitbilder“, „CI-Konzepte“ weiter zu definieren.

Neben den geschriebenen Regeln gibt es die ungeschriebenen. „Benimmregeln“ zum Beispiel oder andere Regularien öffentlicher Umgangsformen, die sogenannten „do’s and don’ts“ oder die „Goldene Regel“, ähnlich wie der Kantsche „Kategorischen Imperativ“.

All dies ist nichts als der Versuch, einen für alle verbindlichen Handlungsrahmen zu gestalten. Es sind „Spielregeln“, wie sie jedem Gesellschaftsspiel beigelegt werden, damit eindeutig geklärt, was in welcher Situation gefordert, gewünscht oder verboten ist. Wer sich nicht daran hält, „fliegt raus“. Und nur bei „Mensch-ärgere-Dich-nicht!“ kann auch rausfliegen, wer sich strikt an die Regeln hält!

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Eine Antwort zu Ordnung – muss ein!

  1. D. Osmers sagt:

    Ohne eine gewisse Ordnung geht es nicht. Als junger Mensch rebelliert man gegen das Ordnungsprinzip. Aber mal ehrlich, manche Gesetze und Gebote waren oder sind nicht mehr zeitgemäß und gehörten abgeschafft. Die 68er Studenten haben gegen die verstaubten und nicht mehr zeitgemäßen Gesetze und Gebote rebelliert. Nach dem Motto: “ Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren“. Man denke nur an den § 218 oder § 175. Noch in den 60ern war Homosexualität unter Strafe verboten. Wer es geduldet hat, daß unverheiratete Paare in einem Raum übernachteten, konnte wegen Kuppelei bestraft werden. Alles Gesetze die heute nur noch Kopfschütteln und Unverständnis hervorrufen.
    Selbst heute gibt es noch Gebote, z. B. in der Katholischen Kirche oder im Islam, die in unserer aufgeklärten Welt kaum noch einzuhalten sind oder ihren Sinn verloren haben. Das Verbot für Muslim Schweinefleisch zu essen, rührt wahrscheinlich aus einer Zeit als die Menschen nach dem Verzehr von Schweinen an Trichinenbefall gestorben sind. Heute kann man gefahrlos Schweinefleisch essen, aber das Gebot besteht nach wie vor.
    Die 10 Gebote werden auch in 1000 Jahren noch Gültikeit haben, das sind „basic rules“ deren befolgen ein geordnetes Zusammenleben von Menschen erst ermöglichen.

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