Wie bereits an mehreren Stellen hier berichtet, nehmen uns die Wissenschaftler inzwischen nach und nach alle Illusionen. Jedes noch so menschliche Verhalten wird hormonell, neurologisch oder biologisch-evolutionär erklärt. Das gleicht, lassen Sie es mich drastisch sagen, einer zweiten Vertreibung aus dem Paradies!
Mir wird schlagartig klar, was die frühen wissenschaftsfeindlichen Christen letztlich doch ungeahnt für gute Absichten hegten, denn sie wussten: Wer weiß, kann nicht mehr glauben! Wer vom Baum der Erkenntnis isst, is(s)t fortan draußen!
Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.
Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, daß er das Feld baute, davon er genommen ist, und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens. (Moses I, 2)
Doch werden wir konkret. Die Neurowissenschaftler haben sich nach dem Willen nun des Freiheitsgefühls angenommen (SZ 14. Januar 2011). WARNUNG! Wenn Sie jetzt weiterlesen, stehen Sie am Ende womöglich auch draußen vor der paradiesischen Tür!
Die Wissenschaftler unterscheiden dabei nach „äußerer“ (das Gefühl, von externen Zwängen losgelöst zu sein) und „innerer“ (das Gefühl, Entscheidungen frei zu fällen) Freiheit. Einige Wissenschaftler und Philosophen meinen inzwischen ja, der Mensch sei für sein Handeln nicht verantwortlich, weil er gar nicht bewusst frei entscheide. Bereits Schopenhauer hatte formuliert: „Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will“. Die bekanntesten Forschungen zum Thema „freie Entscheidunge“ wurden vom amerikanischen Neurophysiologen Benjamin Libet unternommen.
Innere Freiheit, so die Wissenschaft, sei eine Mischung aus Wahrnehmung und komplexen Urteilen, man habe das Gefühl, frei zu sein. Der Mensch verfüge dabei aber nur über einen kleinen Spielraum, um seine Freiheit autonom auszuüben. Freiheit werde dadurch letztlich zum Ergebnis biologischer Evolution, nach dem das bewusste Ich (das Großhirn) eines Menschen einem Affen gleiche, der auf dem Rücken eines grausames Tigers (das Unbewusste bzw. das Kleinhirn) reite, der die Entscheidungen treffe.
Diese Gedankengänge haben weitreichende Konsequenzen: Wenn der Mensch letztlich keine bewusste freie Entscheidung zu fällen in der Lage ist, ist es auch mit der Selbstverantwortung und Mündigkeit vorbei. Mithin könnte der Mensch auch nicht für seine Handlungen verantwortlich gemacht werden – und in der Tat erleben wir seit vielen Jahren in der Rechtsprechung zunehmend das Thema der „verminderten Schuldfähigkeit“.
Doch wenn Gott und Geist als Lenker menschlicher Entscheidung ausfallen, und der Mensch selber nicht frei entscheidet, dann wird nicht nur die Rechtsprechung obsolet.
Hier wendet sich der Gast mit Grausen:
„So kann ich hier nicht ferner hausen,
Mein Freund kannst du nicht weiter sein.
Die Götter wollen dein Verderben;
Fort eil‘ ich, nicht mit dir zu sterben.“
Und sprach’s und schiffte schnell sich ein.