Ein Hundeleben

Foto: khh

Der Hund ist ein Bewegungstier. Die meisten jedenfalls. Unser Hund geht deshalb auch nicht einfach „Gassi“. Als anspruchsvoller Terrier (außen Hund, innen Katze), sind ihm kurze Routinegänge ein Gram.

Denn so wie wir Menschen unsere eMails in Ruhe lesen und schreiben wollen, will unsere Trixie natürlich auch gerne ihre „pMails“ lesen und schreiben. Wir Menschen können das nicht nachvollziehen, aber so ein Hund mit seinem ausgeprägten Geruchssinn kann den semantischen Gehalt einer Duftmarke innerhalb weniger Sekunden erfassen. Könnten wir es, so würde die Nachricht vielleicht so lauten: „Ich, männlich, 4 Jahre alt, stark und verspielt war vor viereinhalb Stunden hier und freue mich auf Eure Nachrichten, Mädels! Wollen wir Freunde sein? Dann antworte mir JETZT gleich!“

Nur zu später Stunde, wenn Herrchen, Hundchen und Frauchen müde sind, gibt sich Trixie mit einem „Wiesenpippi“ oder „Straßengassi“ zufrieden. Die beiden Varianten unterscheiden sich lediglich dadurch, ob es entweder vorne auf den Acker oder nach hinten auf die Wiese geht. Vorne ist natürlich mehr traffic. Das Geschäft ist in beiden Fällen aber schnell realisiert. Danach ab in Körbchen. Für alle.
   
Die richtige Gassirunde heißt hausintern „Pfotengang“ und wird ebenso wie die beiden oberen Begriffe vom Hund semantisch eindeutig unterschieden und verstanden. Der Pfotengang hat unterschiedliche Strecken und damit Qualitäten. Ohne größeren Aufwand wäre da die „Feldrunde“ zu nennen, die in ihrer Kurzform ca. 1,5 km lang ist und stufenlos auf bis zu 5 km ausgedehnt werden kann. Diese Runde wird morgens mit Frauchen akzeptiert, gibt aber olfaktorisch und nicht mehr viel her – selten etwas Neues, Ausführstrecke für alle „Köter“ eben.

Die „Runde um den Block“ eignet sich eher abends, ist 1,3 km lang und etwas aufregender, weil so viele Katzen die Strecke queren (der Jäger spricht hier von „wechseln“).

An heißen Sommertagen ist „Helgoland“ die Wahl der Stunde, womit ein kurzer Ausflug zur alten Sandsprunggrube hinter der Grundschule gemeint ist, wo hund sich prima suhlen kann. Zudem ist es dort schattig und wenn man die Augen schließt, kann man – Herr und Hund – sich mit ein bisschen Phantasie sogar vorstellen, man sei irgendwo am Strand.

Nachmittags eine der kurzen Runden anbieten zu wollen, wird mit Empörung abgelehnt. Zu dieser Zeit möchte man, pardon, hund chauffiert werden. Am liebsten in die nahegelegenen Wälder. Große Begeisterung finden dabei neue Gebiete und Wege, die komplett neu kartiert bzw. besser wohl markiert werden müssen.

Eindeutig geklärt ist seit zehn Jahren die Frage, wer mit wem Spazieren geht: Hund fordert Herrchen spätestens gegen 14:00 h unmissverständlich auf, die Griffel beiseite zu legen, weil er (wer wohl?) nun Gassi gehen muss.

Gibt es eigentlich schon Krankenkassen, die ihren (nicht blinden) Mitgliedern Hunde verschreiben? Sinnvoll wäre es.

Dieser Beitrag wurde unter Modernes Leben, Natur abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Ein Hundeleben

  1. Dieter Osmers sagt:

    Grandiose Idee: Hund auf Rezept.
    Wie der Zweitgeist schon mehrfach beschrieben hat, ist der Besitzer eines
    Hundes gefordert.
    Egal wie schlecht das Wetter ist oder wie gemuetlich es gerade auf dem
    Sofa ist, der Hund will und muss raus.
    Da der Hund ein Bewegungstier ist, hat der Hundefuehrer keine andere Wahl, er muss sich ebenfalls bewegen.
    Da kommen bei 3 mal Gassi gehen pro Tag, schon einige Kilometer zusammen.
    Und das an der frischen Luft und nicht im Fitnesstudio auf dem Laufband.
    Da wuerde doch so mancher Arzt hurra schreien wenn sich manch ein bewegungsarmer Patient fuer einen Hund entscheiden wuerde.
    Ich habe allerdings Bedenken, dass so mancher Hund nach einer gewissen Zeit
    an einer Autobahnraststaette entsorgt werden wuerde oder im Tierheim landet.

Kommentare sind geschlossen.