Der unwiderstehliche Charme eines Carsten Maschmeyer

Dass der Mensch nicht durchgehend integer ist, das muss die Natur im Rahmen des Überlebenstriebes wohl so gewollt haben.

Gekungelt wurde schon im „Alten Rom“, man lese dazu Robert Harris. Dass auch in der deutschen Bundesrepublik – vornehm ausgedrückt – intensiv Lobbyismus betrieben wird, darüber berichten die Medien regelmäßig. Eine strikte Trennung von Politik und der Vertretung deutscher Wirtschaftsinteressen ist auch gewiss weder gewollt noch sinnvoll. Aber der Grat ist – wie immer – schmal.

Offenbar hatte Carsten Maschmeyer, einst alleiniger Chef seines „Allgemeinen Wirtschaftsdienstes (AWD)“, versucht, die Ausstrahlung einer Panorama-Sendung des Ersten am Mittwoch über den AWD auf dem Rechtswege zu unterbinden – erfolglos. Gewiss, die Ausstrahlung war für den AWD vermutlich schon „geschäftsschädigend“, denn die Sendung berichtete über „Abzockermethoden“, besonders aber über die Verquickung von Politik und Herrn Maschmeyer.

Da reichen sich Herr Riester, Herr Maschmeyer und Herr Rürup die Hände und grinsen gemeinsam in die Kamera, da referiert Herr Riester gegen ein anständiges Honorar von mehreren Tausend Euro vor AMD-Vertretern über Abschlussmöglichkeiten im Zusammenhang mit der „Riester-Rente“, da gründet Herr Rürup mit Herrn Maschmeyer die MaschmeyerRürup AG.

Auch mit anderen Ministern, wie Herrn Westerwelle und Herrn Rösler umgibt sich Herr Maschmeyer offenbar gerne. Wie fragen also, was ist an Carsten Maschmeyer so unwiderstehlich, dass sogar Spitzenpolitiker wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder dessen rauschende Feste mit ihrer Gegenwart schmücken, der jetzige Bundespräsident Christian Wulff in der Luxusvilla des Finanztycoons auf Mallorca Urlaub macht und Maschmeyer angeblich neuer Lebensgefährte des Film- und Fernsehstars Veronica Ferres ist?  Macht Geld sexy? Immerhin wird Herr Maschmeyer inzwischen auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Komisch nur, dass meine Frau meint, der käme ihr nicht über die Türschwelle.

Wir werden es wohl nie genau erfahren, denn sowohl Carsten Maschmeyer, als auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Wulff lehnten laut Panorama wiederholt Interview-Wünsche von NDR-Reporter Lütgert ab.

Bereits vor einiger Zeit wurde ein Peter Hartz wegen gewisser illegaler Einflussnahmen auf den VW-Betriebsrat rechtskräftig verurteilt. Wie bereits u.a. hier berichtet, hat der Name „Hartz IV“ seitdem ein „Haut gout“ (schwäbisch-deutsch: „Geschmäckle„) , er ist inzwischen sogar Frau von der Leyen unangenehm, die allerdings vorerst vergeblich versucht hat, die sozialen Staatsleistungen umzubenennen.

Wir fragen uns, wie soll das weitergehen? Ist Politik ein Selbstbedienungsladen? Was dürfen wir nach Kenntnis der Panorma-Sendung noch von der „Riester-Rente“ oder der „Rürup-Rente“ halten? Es entsteht der Eindruck, dass ein Berlusconi in Italien durchaus keine Ausnahmeerscheinung ist, was die Nutzung von politischen Ämtern für eigene Belange betrifft. Und wir verfallen einmal mehr in den Seufzer „Armes Deutschland!“

Im Grunde ist Herr Maschmeyer m. E. – trotz oder gerade wegen seines vielen Geldes – ein „armer Mensch“: Man schätzt ihn und umgibt sich mit ihm offenbar wegen seines Geldes. Das ist ein hartes Los.

Nachtrag: Interview mit Reporter Lütgert hier.

P.S.: Morgen ist übrigens der Tag des „Heiligen Antonius“. Er gilt als Beschützer des Hausviehs und wird auf alten Bildern als Schwein dargestellt. Früher durften die so genannten „Antoniussäue“ frei im Dorf herumlaufen und mussten von jedem gefüttert werden.

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Eine Antwort zu Der unwiderstehliche Charme eines Carsten Maschmeyer

  1. D. Osmers sagt:

    Keine Frage, Geld macht sexy.
    Männer und auch Frauen mit Geld und Macht üben auf Leute mit Geltungsdrang
    wie z.B. Gerhard Schröder eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.
    Das wird sich auch durch strengere Gesetze nicht ändern.
    Der Mensch ist wie er ist. War schon immer so und wird auch in Zukunft so sein.
    Alle Vesuche daran was zu ändern , werden fehl schlagen,……garantiert.

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