Militärsprache im Alltag

Kaum ein anderer Fachjargon hat so nachhaltig Spuren in unserer Alltagssprache hinterlassen wie der militärische. Auch das „Haus der deutschen Sprache“ hat sich dieses Themas einmal angenommen.

Viele Ordnungsbegriffe stammen vom Kasernenhof, wo vieles “auf Vordermann“ oder “in Reih und Glied“ gebracht wird. Dazu gehört auch der Umgang mit dem Gewehr. Dieses kann umgehängt oder direkt neben dem Schuh auf die Erde gestellt werden. Das heißt dann “Gewehr bei Fuß“. Aber warum muss jemand, der sich für irgendetwas bereithält, Gewehr bei Fuß stehen? Beim Antreten sollen alle genau hinter ihrem Vordermann stehen. Aber was hat man sich darunter vorzustellen, wenn das Areal eines Spielplatzes oder anderenorts ein “Kindergarten auf Vordermann gebracht“ wurde?

“Fronten“ gibt es viele, nicht nur im Krieg: eine Häuserfront oder Schlechtwetterfront. Doch wenn man die Frage liest: “Was gibt es Neues von der Wetterfront?“, liegt der Gedanke an einen Kriegsbericht nahe. Meist wird ja an der Front gekämpft.

“Geschossen“ wird auch bei der Jagd und im Sport. Aber in unserem Sprachgebrauch hat man fast ausschließlich das Schießen im Krieg vor Augen. Jemand kann etwas “unter Beschuss nehmen“ oder selbst “unter Beschuss geraten“. Mancher wird “aus der Schusslinie genommen“. Es gibt bei politischen Auseinandersetzungen “Störfeuer“ oder “gezieltes Sperrfeuer“. Die andere Seite hat eventuell bereits “ihre Munition verschossen“. Der Nächste will “sein Pulver trocken halten“ oder “schießt sich auf etwas ein“. Wenn er Pech hat, geht sein “Schuss nach hinten los“.

“Im Eifer des Gefechts“ ist eine gängige Redensart bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten. In Wahlkämpfen spricht man von einer “Materialschlacht“. Beim Führungswechsel einer Krankenkasse erhielt der scheidende Vorsitzende einen “Dank für gemeinsame Schlachten und gemeinsame Siege“. Ein frisch gewählter Fraktionsvorsitzender begab sich nach seinen eigenen Worten “auf das Schlachtfeld“. In einer wirtschaftspolitischen Diskussion hieß es: “So ist die Gefechtslage“. Man warnt davor, “ein weiteres Schlachtfeld zu eröffnen“.

Die Bilder vom Krieg sind vielfältig und allgegenwärtig: Man ist “gut gerüstet gegen die Schweinegrippe“, erzielt einen “Geländegewinn“, oder ein Staatssekretär bezeichnet seinen Minister als jemanden, der ein Problem “generalstabsmäßig löst“. Man bewegt sich auf “vermintem Gelände“, “hält die Stellung“ und hat “eine schlagkräftige Truppe“ zur Verfügung. Gelegentlich gibt es einen “Einschlag wie eine Bombe“ oder anderes wird “torpediert“. Wenn jemand im Alter bemerkt, dass immer mehr Gleichaltrige sterben, so heißt es wie im Schützengraben: “Die Einschläge kommen näher“. Da kommt dann keine „Bombenstimmung“ auf.

Besonders in Verkauf und Marleting wimmelt es von militärischen Begriffen. Da ist die Rede von „Verkaufsschlachten“, man geht auf „Feindflug“ und an die „Verkaufsfront“, wo der Wettbewerb „aus dem Felde geschlagen werden“ soll.  Auch die Begriffe „Strategie“ und „Taktik“ stammen aus der preußischen Feldküche. Wie alle Kriegstechniken sind auch Strategie und Taktik einzig darauf aus, den anderen zu überrumpeln, zu besiegen, zu schlagen und selber zu gewinnen.

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