Hähnchen Ahlhorn

Mit tatkräftiger Unterstützung von Dieter Osmers möchte ich gerne einige weitere Menschen aus meinem Heimatort Sagehorn in Erinnerung rufen.

Neulich habe ich Dieter gefragt, wieso eigentlich der vermutlich im Jahre 1948 geborene Karl-Heinz Ahlhorn (im Bild zweite Reihe von unten, dritter von links) „Hähnchen“ genannt wurde. Dieter hat mehrere Dorfbewohner befragt, die Antwort war jedoch: „Der hieß einfach so“.  Andere haben die Vermutung geäußert, dass er eben wie ein Hähnchen war: Dünn, aufgeregt krähend, flatterhaft und immer in Bewegung – heute würde man wohl sagen „hyperaktiv“. Außerdem war er immer auf einen Streich aus. Aber sonst war Karl-Heinz ein überaus feiner und freundlicher Kerl.

Die Familie Ahlhorn nannte man im Dorf nur „Nurdelmeyer“ (ggf. auch „Nürdelmeyer“?) , doch keiner weiß mehr genau warum. Meyer war der Mädchenname von Hermanda, der Mutter von Karl-Heinz.  Ihr Ehemann, Heini, war übrigens Testfahrer bei dem legendären Autohersteller Borgward in Sebaldsbrück. Wenn Schützenfest war, hat Hermanda immer gebettelt: „Heini kumm na Huus, wi wullt wat eten.“ Er ist nie gekommen. Es ist ja auch nur einmal im Jahr Schützenfest!

Oft hatten die Ortsbewohner Sagehorns einen Zweitnamen – um sie besser auseinanderzuhalten. Denn in Sagehorn gab und gibt es noch immer zum Beispiel viele „Mindermann“. Da wurde der eine zur besseren Unterscheidung zu „Schioks“ (wohl von Cyriacs), der andere zu „Loddich“ oder „Aals“. Möglicherweise wurde der Geburtsname der Frau hinzugezogen oder wenn das Gut aus der weiblichen Linie vererbt wurde, dieser Name weiter geführt. Meine Mutter, 1945 neu im Dorf, grüßte einst eine Frau mit „Guten Tag, Frau Eckebuur“ (Dieter, danke für die Korrektur!). Diese entgegnete kühl: „Ich heiße Bischoff!“ Doch im Ort hieß die Hofstelle eben nun einmal kollektivierend „Eckebuur“.

Foto zV durch Harald Siedenburg

 

Mit dem eher ruhigen Bruder von Karl-Heinz, Herrmann Ahlhorn, auf dem Klassenfoto links neben mir, bin ich in eine Klasse gegangen.

Karl-Heinz Ahlhorn raste nach dem Erwerb des „Führerschein Klasse 3“ mit seinem Lloyd Alexander (fast immer mit seiner Oma Meta als Passagier) mit quietschenden Reifen durchs Dorf. Einmal soll er in einer Kurve sogar durch einen A-Telegrafenmast gefahren sein, um eine Kollision zu vermeiden. Die Sagehorner haben sich gewundert, wie seine Oma das ertragen hat. Vermutlich brauchte Karl-Heinz sie aber wegen des Benzingelds und fuhr sie deshalb zum Einkaufen.

Danach kaufte er einen Fiat 600. Das Lenkrad war mit einer Kurbel versehen, wie man es vom Trecker her kennt. Das war ein fataler Fehler, denn damit hat Karl-Heinz sich dann leider zu Tode gefahren. Vielleicht wollte er fahrtechnisch mit seinem Vater Heini wetteifern? Wir wissen es nicht.

Das Foto hat Harald Siedenburg (mit „1“ gekennzeichnet) bei stayfriends veröffentlicht. Thea Bödecker hat es mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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2 Antworten zu Hähnchen Ahlhorn

  1. Dieter Osmers sagt:

    Mensch, K.-H. das ist ja toll was da alles zusammenkommt.
    Auf dem Klassenfoto dieses Jahrgangs mit Moppel muss ich schon öfters hinschauen um die Schüler zu identifizieren.
    „Hähnchen“ war nicht Jahrgang 1948, eher `47 .
    Auf den Klassenfotos waren ja immer 2 Jahrgänge abgebildet.
    Waren ja auch immer 2 Jahrgänge in einem Klassenraum.
    Bauer Bischoff`s Hofname war „Eckebuur“, der Bauer auf der Ecke (Kurve)?
    Unser Hofname war „Markes“, einer meiner Vorfahren hiess Markert Nahrmann.
    Ein Cousin meines Vaters, er war Ahnenforscher unserer Sippe, hat daraufhin einen seiner Söhne auch Markert genannt.

  2. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Starke Geschichte! Gut dass die nun erhalten bleibt! Danke, Harald!

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